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Hasso-Plattner-Stiftung will Studierendenwohnheim in Griebnitzsee kaufen

  • Yannic Walther
  • Lesedauer: 4 Min.
Werden seine Studierenden den Vorzug erhalten? Das Hasso-Plattner-Institut in Potsdam-Babelsberg
Werden seine Studierenden den Vorzug erhalten? Das Hasso-Plattner-Institut in Potsdam-Babelsberg

Die Aufregung war groß, als fast beiläufig bei einer Sitzung der Potsdamer Stadtverordneten zur Sprache kam, dass die Stiftung des Software-Milliardärs Hasso Plattner Interesse habe, das Studierendendorf in Griebnitzsee zu kaufen. »Eine Übernahme des Studierendendorfs durch die Hasso Plattner Foundation muss unbedingt verhindert werden«, forderte sogleich Isabelle Vandré, hochschulpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Brandenburger Landtag.

Dass Vandré sich gegen die Übernahme ausspricht, liegt daran, dass der Komplex Griebnitzsee das größte Wohnheim des Studierendenwerks Potsdam ist und damit in öffentlicher Hand. »Das Studierendenwerk handelt als Anstalt öffentlichen Rechts zur sozialen Unterstützung der Studierenden im Auftrag des Landes. Diesen Auftrag zu privatisieren, ist absurd«, so Vandré. Auch der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Universität Potsdam lehnt die Übernahme ab. In einer Rundmail befürchten die Studentenvertreter, dass die Wohnheime bei einem Verkauf zukünftig exklusiv an Studierende am privat finanzierten Hasso-Plattner-Institut (HPI) vermietet werden könnten.

Der Sprecher der Stiftung verneint das. Das sei bei einem Kauf nicht geplant. »Bewirtschaftung und Verteilungsschlüssel blieben unverändert«, bekräftigt Sprecher Herbert Heitmann. Dass die Stiftung überhaupt die Wohnheime kaufen wolle, begründet er mit einem doppelten Mangel. »Es mangelt an Wohnraum für Studierende, und der bestehende entspricht nicht den heutigen Standards, insbesondere beim Energieverbrauch. Es mangelt aber auch an öffentlichen Mitteln, dieses Problem zu adressieren«, so Heitmann. Deshalb habe man angeboten, die Wohnheime zu kaufen und zu renovieren. Es ist kein Geheimnis, dass der Brandenburger Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen (BLB) sparen muss und gleichzeitig mit den Sanierungen im Bestand nicht hinterherkommt.

Neben den Wohnheimen interessiert sich die Stiftung auch für die Häuser 2 und 3 am Campus. »Die beiden Häuser sollen ebenfalls renoviert werden, auch um die Eingangssituation dem guten Gesamtbild des Campus anzupassen«, so Heitmann. Die zukünftige Verwendung soll dem gesamten Campus zugutekommen, betont er. Vorgeschlagen wurden hier ein Café und Co-Working-Plätze. Auch was die beiden sanierungsbedürftigen Häuser angeht, sieht der AStA die Übernahmeabsichten der Hasso-Plattner-Stiftung kritisch. »Stattdessen sollte – wie eigentlich schon lange geplant – die Sanierung von Haus 2 und 3 endlich aus Landesmitteln erfolgen.« Ebenso erteilt die Sprecherin der Universität Potsdam der Stiftung hinsichtlich der beiden Häuser eine Absage. Zwar sähe man grundsätzlich das Engagement der Stiftung für Potsdam und die Universität »außerordentlich positiv«, erklärt Silke Engel. Man brauche die beiden Häuser aber für die Fakultäten der Universität.

Prinzipiell wünscht sich die Sprecherin der Uni Potsdam transparente Verhandlungen über den Vorschlag der Hasso-Plattner-Stiftung, an denen alle beteiligt werden. Auch die Studentenvertreter bemängeln: »Wir als Studierende wurden in keiner Weise eingebunden.« So hätten Hasso Plattner und das Land versucht, ohne Absprache mit der Uni oder dem Studierendenwerk, einen Deal zu vereinbaren, wie es in der Mail des AStA heißt.

Das Wissenschaftsministerium will sich zu den Plänen der Stiftung nicht äußern und verweist an das Finanzministerium, das für das Landesvermögen, zu dem auch das Wohnheim gehört, zuständig ist. Dort wiederum heißt es, ohne die Zustimmung des fachlich verantwortlichen Wissenschaftsministeriums werde man nicht in Verhandlungen mit der Stiftung eintreten. »Und ob Verhandlungen zu einer für alle Seiten zufriedenstellenden Lösung führen, ist ebenfalls kein Automatismus und wäre im Fall der Fälle ebenfalls abzuwarten.«

Die Verhandlungen stehen also noch in den Startlöchern. Das bestätigt »nd« auch der Sprecher der Hasso-Plattner-Stiftung. Klar ist, am Ende hängt zumindest, was das Studierendendorf betrifft, die Entscheidung über einen Verkauf nicht nur vom Willen der Stiftung und des Landes ab. Das Studierendenwerk Potsdam hat mit dem Land einen bis Ende des Jahres 2050 laufenden Erbbaurechtsvertrag über die als Wohnheime genutzten Gebäude geschlossen. Für einen Verkauf dieser müsste der Vertrag verändert werden, was nur mit Zustimmung des Studierendenwerks erfolgen kann. Dessen Verwaltungsrat ist auch mit Studierenden der Universität besetzt. Der AStA ist sich deshalb sicher, wenn die Studierenden genügend Druck machen, sei »praktisch ausgeschlossen«, dass die Nutzung der Wohnheime eingeschränkt wird.

Die jetzt vorgeschlagene Übernahme der Studierendenwohnheime ist nicht das erste Engagement der privaten Hasso-Plattner-Stiftung in Belangen der öffentlichen Universität. Erst 2020 eröffnete ein gestifteter Neubau des Informatikinstituts, den die Hasso-Plattner-Stiftung auf einem vom Land zur Verfügung gestellten Grundstück bauen ließ.

Hasso Plattner ist schon lange in Potsdam aktiv. 1998 schuf der Mitbegründer des Softwareunternehmens SAP ein nach ihm benanntes privat finanziertes Institut an der Universität Potsdam. Plattner spendete für den Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses und ließ den Palast Barberini wieder aufbauen. Damit trug er maßgeblich zur Rekonstruktion der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Barockbauwerke bei, durch die sich das architektonische Bild Potsdams nach 1990 veränderte. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Plattner sich kritisch zum großflächigen Abriss von DDR-Gebäuden äußerte. Zuletzt eröffnete Plattner im September ein Kunsthaus im von seiner Stiftung sanierten ehemaligen DDR-Terrassenrestaurant »Minsk«.

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