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Am schlimmsten trifft es die Armen
Nguyen Van Anh über die Folgen des Klimawandels in Vietnam
Vietnam zählt zu den Ländern, die weltweit am stärksten vom Klimawandel betroffen sind. Die nd-Soliaktion unterstützt euer Projekt in den Bergen Zentralvietnams. Welche Auswirkungen lassen sich hier beobachten? Wie beeinflussen diese das Leben der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern?
Die internationale Aufmerksamkeit richtet sich meist auf die flachen Küstengebiete Vietnams, wo der Anstieg des Meeresspiegels große Sorgen bereitet. Dabei wird oft vergessen, dass auch die Bergregionen im Landesinneren massiv vom Klimawandel betroffen sind. Hierzu zählt auch Toung Doung. Die dort lebenden ethnischen Minderheiten verdienen ihren Lebensunterhalt nahezu ausschließlich mit der Land- und Waldwirtschaft. Sie sind somit in besonderem Maße von den klimatischen Bedingungen abhängig. Starke Wirbelstürme, Überschwemmungen und Dürren vernichten immer wieder ganze Ernten und zerstören Häuser und wichtige Infrastruktur. Erst kürzlich, im September 2022, wurden bei einem Sturm in Toung Doung rund 87 Häuser durch Erdrutsche sowie umstürzende Bäume und Felsen beschädigt. Vier Familien mussten dauerhaft umsiedeln. Daneben wurden mehrere Dutzend Hühner und Rinder zum Opfer der Fluten verloren. Die Ernte von fast 30 Hektar Land war komplett verloren.
Haben die Menschen in der Projektregion ein Bewusstsein für die Ursachen des Klimawandels?
Die Menschen hier sprechen andauernd über den Klimawandel, weil er so große Auswirkungen auf ihr tägliches Leben hat. Ihnen ist durchaus bewusst, dass durch die Abholzung tropischer Wälder und die Nutzung fossiler Brennstoffe wie Kohle große Mengen CO2 freigesetzt werden und dass dies zum Klimawandel beiträgt. Sowohl in Radio und Fernsehen wie auch in der Schule gibt es hierzu laufend Informationen. Das Bewusstsein ist also da. Leider heißt das nicht, dass sich auch alle entsprechend verhalten.
Welche Anstrengung unternimmt die vietnamesische Regierung, den betroffenen Menschen zu helfen?
Es gibt ein Gesetz zum Management von Naturkatastrophen und mehrere gute Verordnungen, die auch in der Praxis ihre Anwendung finden. Beispielsweise sind jegliche Hilfsaktivitäten bei Naturkatastrophen von Steuern und Gebühren befreit. Entsprechende Projekte werden innerhalb von zwei Tagen bewilligt – das ist überaus schnell. Allerdings fokussiert sich die Hilfe meist auf die Bereitstellung von Lebensmitteln bei akuten Notlagen und weniger auf den langfristigen Wiederaufbau.
Inwieweit kann euer Projekt etwas dazu beitragen, die Auswirkungen des Klimawandels abzufedern?
Die Wälder, die im Rahmen des Projektes vergeben und anschließend gezielt geschützt und aufgeforstet werden, leisten einen wichtigen Beitrag zur Bindung von CO2 und zum Erhalt wichtiger Wasserreserven. Daneben unterstützen wir die Kleinbäuerinnen und -bauern bei der Umstellung auf eine nachhaltige Bewirtschaftung ohne Pestizide. Letztlich tragen unsere Maßnahmen dazu bei, die Menschen resilienter zu machen. Wenn sie zum Beispiel wissen, wie sie ihre Tiere bei Überschwemmungen besser gegen auftretende Krankheiten schützen können, werden sie beim nächsten Mal weniger Tiere verlieren und sich schneller von dem Ereignis erholen. Denn das ist oft das größte Problem: Je ärmer die Menschen sind, desto weniger können sie dem Sturm entgegensetzen und desto länger dauert es, bis sie wieder etwas zu essen haben.
Nguyen Van Anh ist Direktor der INKOTA-Partnerorganisation Chiase und zählt in Vietnam zu den gefragtesten Referenten zum Thema Klimawandel.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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