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Kosmoskrieger
Russlands Ex-Raumfahrtchef Dmitri Rogosin ist in den Krieg gezogen
Als »Falke« und als »Troublemaker« beschrieben westliche Offizielle und Medien Dmitri Rogosin vor einigen Jahren. »Brechstange« und »Clown« hätten es genauso gut getroffen. Es gehört wohl zu diesen »Russland kann man nicht verstehen«-Momenten, wenn man versucht zu ergründen, wie der 59-jährige studierte Journalist, Philosoph, Wirtschaftswissenschaftler und Waffennarr in der russischen Politik und Diplomatie aufsteigen konnte. Wobei sich Rogosin während seiner Zeit als Beauftragter für europäische und internationale Fragen und als Botschafter bei der Nato wenig diplomatisch gab und seinen russischen Nationalismus offen zeigte. Auch als stellvertretender Ministerpräsident und in seiner letzten Paraderolle als Chef der Weltraumagentur Roskosmos zeichnete er sich weniger als Anpacker denn als Schnacker aus. Legendär wurden die Twitter-Battles mit Elon Musk und die Lieder, die Rogosin über das All schrieb.
Als ihn der Kreml im August schließlich absägte, versprach man, schnell eine neue Verwendung für Rogosin zu finden und dachte an einen Verwaltungsposten in der annektierten Südukraine. Den Job bekam Rogosin nicht, in der Ukraine landete er trotzdem. Unter dem Kampfnamen »Kosmos« wollte er »Berge versetzen« und gegen vermeintliche Faschisten und die Nato kämpfen. Und das in voller Nato-Montur, wie aufmerksame Beobachter herausfanden. Vertrauen in die russische Ausrüstung hat Rogosin, der seinen Kampfnamen zwischenzeitlich in »Sarmat« (nach der Interkontintalrakete) geändert hatte, wohl nicht. Aber auch das rettete den Sternenkrieger kurz vor Weihnachten nicht, als die Ukrainer das Café in Donezk angriffen, in dem Rogosin Geburtstag feierte und ihm buchstäblich den Hintern zerschossen. Nach erfolgreicher Not-OP meldete sich Rogosin kurz vor Silvester und versprach, die Sache durchzuziehen. Dazu zählt wohl auch die Vermarktung seines 15. Buches, das er kurz zuvor annonciert hatte. Titel: »Im Westen nichts Neues«.
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