Plakative Wahlwerbung

Bislang unerfüllte Sehsucht nach kreativen Motiven

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.

Seit Montagfrüh muss in Berlin selbst schlecht informierten und politisch desinteressierten Einwohnern auffallen, dass in der Stadt eine Wahl ansteht – die für den 12. Februar anberaumte Wiederholung der Abgeordnetenhauswahl und der Wahl der Bezirksverordnetenversammlungen. Die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) und Bezirksbürgermeister wie Clara Herrmann (Grüne) und Sören Benn (Linke) präsentieren sich mit ihrem Konterfei.

Sonntagnacht waren Mitglieder der Parteien unterwegs, um die besten Plätze für die plakative Wahlwerbung zu sichern. Unabhängig davon, wie ich zum politischen Inhalt stehe, freue ich mich bei Wahlen immer über besonders kreative Gestaltungen und Slogans. Da ist mir am Montagmorgen auf dem Weg zur Arbeit aber noch nichts ins Auge gefallen. Bemerkenswert in dieser Hinsicht: Nur ein einziges Plakat ist mir nach dem Vorbeiradeln mit seinem Inhalt im Gedächtnis geblieben: »Vor Krieg und Verfolgung schützen!« Das bezeichnet die Berliner Linke als etwas Wesentliches. Optisch und sprachlich anspruchslos will mir die Partei dieses wichtige Thema näherbringen. »Alle glauben an den Markt. Wir nicht!« hat entschieden mehr Pfiff. Aber dieses Motiv kenne ich bislang nur aus dem Internet.

Die FDP überzeugte in den vergangenen Jahren durch künstlerisch wertvolle Wahlwerbung in Schwarz-Weiß mit ihrem Bundesvorsitzenden Christian Lindner als Supermodell. Die jetzigen Plakate mit dem Berliner Spitzenkandidaten Sebastian Czaja sind ihrer Farbgebung wegen kein Hingucker und rangieren im ersten Vergleich ganz hinten. Insgesamt scheint den beauftragten Werbeagenturen wegen der relativ kurzfristig anberaumten Wiederholungswahl die Zeit gefehlt und im Zusammenspiel mit den Parteien nicht so wahnsinnig viel eingefallen zu sein. Mal sehen, was in möglichen späteren Plakatwellen noch kommt.

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