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Das Paradox von Kunst und Staat

Larissa Kunert über das Grundeinkommen für Künstler in Irland

Als Folge der durch die Corona-Pandemie herbeigeführten Umsatzeinbrüche können sich viele Künstler ihre Ateliers kaum mehr leisten. Hier eine Nachbildung von Francis Bacons Atelier in der Dublin City Gallery
Als Folge der durch die Corona-Pandemie herbeigeführten Umsatzeinbrüche können sich viele Künstler ihre Ateliers kaum mehr leisten. Hier eine Nachbildung von Francis Bacons Atelier in der Dublin City Gallery

Von dem Stellenwert, der der Kunst derzeit in Irland eingeräumt wird, können Künstler hierzulande bisher nur träumen. 2000 nach dem Zufallsprinzip ausgewählte Kunstschaffende sollen nach einem Beschluss der irischen Regierung drei Jahre lang einen wöchentlichen Satz von 325 Euro erhalten – bedingungslos, das heißt ohne Blick auf wirtschaftliche Rentabilität und ohne, dass das Geld irgendwann zurückgezahlt werden muss. Das Grundeinkommen ist fraglos begrüßenswert, zumal die durch Lockdowns bedingten Umsatzeinbrüche die prekäre Situation vieler Künstler weiter verschärft haben. Doch unabhängig vom konkreten Nutzen der Förderung scheint bei dem Beschluss ein grundsätzliches Problem auf. Ganz ohne Evaluation geht es nämlich auch in Irland nicht: Im Zuge des Projekts soll ermittelt werden, ob und wie ein Grundeinkommen für Künstler der Gesellschaft nutzt. Doch was heißt das überhaupt genau, der Gesellschaft zu nutzen? Kunst muss das System, in dem sie entsteht, auch radikal in Frage stellen dürfen. Wird eine solche explizit systemkritische Kunst ebenso gefördert werden? Paradox wäre das, und dennoch unbedingt einzufordern.

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