- Politik
- Russland
Anti-Kriegs-Barde
Der Sänger Waleri Meladse wird wegen seiner Ablehnung des Ukraine-Kriegs angefeindet
Mit seinen Liedern ist eine ganze Generation Russen aufgewachsen. Seit 30 Jahren laufen die Songs auf allen Radiostationen und Fernsehsendern. Nach der ersten musikalischen Erziehung in seiner georgischen Heimatstadt Batumi entschied sich der heute 57-Jährige aber zunächst, wie seine Eltern und Großeltern Ingenieur zu werden und schloss das Schiffbauinstitut in Myolajiw ab, sogar mit Dissertation.
Doch statt sein Leben in Werkshallen zu verbringen, brachte ihn sein Bruder dazu, sich der Bühne zu widmen. Mit überwältigendem Erfolg. Meladse ist aus der russischen Musik nicht wegzudenken und heimste für seine oft schmachtvollen Lieder unzählige Preise ein. Das rief auch den Staat auf den Plan. 2003 trat Meladse in die Kremlpartei Einiges Russland ein. Weniger aus Überzeugung als vielmehr, um sich lukrative Auftritte nicht entgehen zu lassen. »Schlimm, dass ich in der Partei bin«, sagte er 2021 im Interview mit Xenia Sobtschab. Weniger schlimm fand er hingehen, dass Einiges Russland ihn schon zehn Jahre zuvor ausschließen wollte, weil sich der Sänger nicht engagierte. Doch Meladse blieb eine tote Seele der Partei.
Als Wladimir Putin seinen Krieg gegen die Ukraine begann, veröffentlichte Meladse gemeinsam mit anderen Künstlern einen offenen Brief. »Das ist unsere Schande«, schrieben die Kulturschaffenden. Dafür landete Meladse auf der schwarzen Liste und kann seitdem in Russland nicht mehr auftreten. Konzerte gibt er nur noch im Ausland. Wie zu Silvester in Dubai, als er einen »Ruhm der Ukraine«-Ruf aus dem Publikum flüsternd wohlwollend beantwortete. Seitdem toben Politiker in Russland, beschimpfen ihn und fordern seine Ausbürgerung. Meladse reagierte auf den Shitstorm mit einem Video. Seit zehn Monaten lebe er mit einem »Gefühl von Last und Leid«, erklärt der erboste Sänger. Schließlich könne er niemanden hassen und träume davon, dass der Krieg endlich beendet wird.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.