Der freien Fahrt Grenzen setzen

Für mehr Sicherheit braucht es auch mehr Kontrollen, meint Yannic Walther

  • Yannic Walther
  • Lesedauer: 2 Min.

Montagmorgen auf der Kastanienallee in Berlin-Prenzlauer Berg: Tram und Autos teilen sich in beide Richtungen hier jeweils die Fahrspur. Es ist eine Szene wie aus einem Actionfilm: Ein Autofahrer setzt zum Überholen der Tram an, biegt auf die Gegenspur und schafft das ganze Manöver am Ende nur, weil der Fahrer des entgegenkommenden Wagens auf die Bremse tritt. So kann sich das Auto gerade noch vor der Tram wieder einfädeln, bevor sich die Lücke schließt. 

Wäre die Polizei zufällig vor Ort gewesen, man hätte den Autofahrer sicherlich angehalten. Doch viele Verkehrsverstöße bleiben in Berlin ungeahndet, weil zu wenig kontrolliert wird. Da nützen die vorbildlichsten Maßnahmen zur Verkehrswende nichts, wenn sich niemand daran hält. Das ist für alle ein Problem, außer natürlich für die Autofahrer.

Bleiben wir beispielhaft auf der Kastanienallee und zweigen in die Oderberger Straße ab. Hier landen wir seit Sommer 2022 auf einer Fahrradstraße – ohne triftigen Grund darf kein Auto mehr durchfahren. Einen Weg abzukürzen, zählt nicht als solcher. Dennoch lässt sich hier gerne mal bewundern, wie die enge Straße im Kreuzungsbereich so vollgestopft ist, dass Radfahrer – für die sie ja reserviert ist – nicht mehr durchkommen. 

Was in manchen Fällen nur nervt, wird in anderen Situationen lebensbedrohlich. Wenn Autofahrern das Gefühl vermittelt wird, Tempo 30 sei nur ein Richtwert, weil es sowieso keine Kontrollen gibt, dann kann das auch zu schwerwiegenden Unfällen führen, die mit höherer Geschwindigkeit nur umso schlimmer werden. Deshalb ist es gut, wenn die Ankündigung von Innensenatorin Iris Spranger (SPD), die Anzahl der Blitzer auf insgesamt knapp 100 zu erhöhen, tatsächlich Realität wird.

Zu einer Offensive in der Verkehrsüberwachung gehört aber auch, Geschwindigkeitsverstöße zu ahnden. Dass dem Land über eine Million Euro an Bußgeldern entging, weil Fristen verpasst wurden, darf nicht länger akzeptiert werden. Nur so merken Autofahrer irgendwann, dass Verkehrsregeln auch für sie gelten.

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