Gianni Infantino und die unerträgliche Gier seiner Fifa

Alexander Ludewig über den korrupten Kosmos des Fußball-Weltverbandes

Ein Meister der Selbstinszenierung: Fifa-Präsident Gianni Infantino
Ein Meister der Selbstinszenierung: Fifa-Präsident Gianni Infantino

Die Fifa bleibt, was sie seit Jahrzehnten ist: ein verlogener Verband, der skrupellos auf korrupten Wegen Geld und Macht vermehren will. Und sie stinkt wie eh und je vom Kopf. Der verurteilte Joseph Blatter ist längst vergessen, weil dessen Nachfolger noch dreister vom Fußballthron regiert. Am Donnerstag wurde Präsident Gianni Infantino zum zweiten Mal ohne Gegenkandidat per Akklamation im Amt bestätigt.

Das war erwartbar, weil die Fifa wieder viel Geld an ihre Mitgliedsverbände verteilt, deren Abgesandte im Kongress klatschten. Mehr als zehn Milliarden Euro nimmt sie im Vierjahreszyklus bis 2026 ein. Und vielleicht noch »ein paar Milliarden« mehr, lockte Infantino mit Blick auf das neue Großformat der Klub-WM. Die nächste wurde an Saudi-Arabien vergeben. Menschenrechte? Egal! Sie sind noch immer kein Vergabe-Kriterium. Versprochen war auch ein Entschädigungsfonds für Arbeitsmigranten nach den Milliardengewinnen mit der WM in Katar. Jetzt will die Fifa dort aber erst selbst noch mal die »Menschenrechtssituation analysieren«.

Eigene Ermittlungen mag Gianni Infantino. Er bestimmt die Ethik-Richtlinien der Fifa selbst. Und deren Hüter. Sie sprachen ihren Präsidenten frei, Staatsanwaltschaften ermitteln weiterhin gegen ihn. Aber die Fifa ist ja auch nur ein »gemeinnütziger Verein«, samt Niedrigsteuersatz – und eigenen Regeln: Der am Dienstag beschlossene Modus für die erste WM mit 48 (!) Teams war das Gegenteil von dem, mit der die umstrittene Aufblähung einst durchgeboxt wurde. Nun sind es 40 Spiele mehr, die vermarktet werden können, und damit eine fast zwei Wochen längere Werbebühne als bisher.

Mit Geld ist viel zu erreichen. Loretta Lynch, die 2015 bei ihren Ermittlungen als US-Justizministerin feststellte, »dass die Fifa bis in die höchsten Ebenen korrupt ist«, arbeitet jetzt für den Weltverband. Infantino machte ihre Kanzlei 2019 zum Rechtsbeistand. Das zeigt, wie weitreichend das System der Fifa ist. Wie gewissenlos ihr Präsident agiert, wurde jüngst wieder deutlich. Als Noël Le Graët nach Vorwürfen sexueller Belästigung als französischer Verbandspräsident zurücktreten musste, machte ihn Infantino zum Leiter des Pariser Fifa-Büros. Verzückt rief er am Donnerstag: »Ich liebe euch alle!«

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