Humza Yousaf: Erster Minister

Der neue schottische Regierungschef Humza Yousaf hat eine steile politische Karriere hingelegt

  • Ian King, London
  • Lesedauer: 2 Min.

Mit den Stimmen seiner Schottischen Nationalisten und den verbündeten Grünen wurde im Edinburgher Parlament Holyrood der 37-jährige Humza Yousaf zum Ersten Minister, also Ministerpräsidenten Schottlands gewählt. Damit wird er nicht nur jüngster Regierungschef des Landes zwischen Tweed und Caithness, sondern erster muslimischer Landeschef Westeuropas.

»Davon haben meine Großeltern aus dem pakistanischen Punjab nicht zu träumen gewagt, als der eine seine Arbeit in der Nähmaschinenfabrik Singer aufnahm und die andere Busschaffnerin in Glasgow wurde«, erzählte Yousaf stolz nach der Ernennung. Ein positives Einwandererschicksal, das der strebsame Enkel durch ein Stipendium an der renommierten Sekundarschule Hutcheson’s Grammar und durch zwanzigjähriges, zähes politisches Engagement in der regierenden Schottischen Nationalpartei vervollkommnete. Seit der gemeinsamen Schulzeit ist Yousaf auch mit seinem Hauptrivalen Anas Sarwar befreundet, ebenfalls muslimischer Einwanderersohn und Vorsitzender der oppositionellen Labourpartei.

Nach dem Politik-Studium an der Universität Glasgow erklomm Yousaf, überzeugter Kämpfer für die staatliche Unabhängigkeit Schottlands, die politische Leiter. Als Ziehsohn des Ministerpräsidenten Alex Salmond wurde er mit 26 Jahren Parlamentarier, unter dessen Nachfolgerin Nicola Sturgeon Kabinettsmitglied für Verkehr, Justiz und zuletzt Gesundheitswesen. Im Amt wurde er aber nicht nur mit Erfolgen überschüttet: Die Züge fuhren immer unpünktlicher, die Polizei war dem Kollaps nahe, die Wartelisten für Kranke wurden länger, warf ihm Kate Forbes vor, die ihm mit 48 Prozent der abgegebenen Mitgliederstimmen bei der Wahl knapp unterlag und Yousafs Angebot eines Ministerpostens ablehnte.

Bei der Vereidigung am Mittwoch im obersten schottischen Gericht in Edinburgh versicherte Yousaf König Charles III. seine Treue. Seine Familie schaute von der Besuchertribüne zu.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal