Handel und Diplomatie im Mittelpunkt

Brasiliens Präsident Lula da Silva stattet der Volksrepublik China einen Staatsbesuch ab

Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva beginnt an diesem Dienstag eine Reise nach China. Den Politiker von der linksgerichteten Arbeiterpartei begleiten eine große Handelsdelegation und Dutzende Abgeordnete und Senatoren. Der ursprünglich bereits für den vergangenen Monat geplante Staatsbesuch hatte verschoben werden müssen, weil sich Lula eine Lungenentzündung zugezogen hatte. Mit der China-Reise demonstriert Lula, dass Brasilien nach dem Ende der Periode unter Jair Bolsonaro wieder eine aktive und selbstbewusste Außenpolitik ohne ideologische Scheuklappen verfolgt.

Während des fünftägigen Programms wird der brasilianische Präsident am Freitag auch mit seinem Amtskollegen Xi Jinping zusammentreffen. Beide Staaten gehören zur G20-Gruppe der großen Industrie- und Schwellenländer. Darüber hinaus zählen sie gemeinsam mit Russland, Südafrika und Indien zum 2006 gegründeten wirtschaftlichen und politischen Verbund Brics, der sich als Gegengewicht zu einer unipolaren Weltordnung versteht. Das Treffen von Xi und Lula findet im Vorfeld des für den August angesetzten Brics-Gipfels im südafrikanischen Durban und inmitten gestiegener Spannungen in der Taiwan-Frage zwischen China und den USA statt, die sich von Peking in ihrer Rolle als führende Weltmacht herausgefordert sehen.

Der Fokus des Programms der Lula-Delegation liegt auf den Geschäften, insbesondere des brasilianischen Agrarsektors. Der bilaterale Handel zwischen China und der größten Volkswirtschaft in Lateinamerika hatte im Jahr 2022 einen Umfang von 150 Milliarden Dollar. Bereits vor mehr als einem Jahrzehnt stieg das Reich der Mitte zu Brasiliens wichtigstem kommerziellen Partner auf. Es bezieht von dort vor allem Sojabohnen, Hühner- und Rindfleisch sowie Erdöl und Eisenerz, während Brasilien Industrieerzeugnisse und Technologie importiert und ein wichtiges Ziel chinesischer Investitionen ist. In der Zukunft sollen die Handelsbeziehungen diversifiziert und die Zusammenarbeit bei Forschung und Entwicklung vertieft werden.

Beiden Ländern kommt eine Schlüsselrolle beim Klimaschutz und bei der Herausforderung zu, die internationale Ordnung zu stabilisieren. Seit seinem Amtsantritt im Januar verfolgt Lula eine Politik, die den Amazonas als eine grüne »Lunge« der Welt retten soll. Für den Ukraine-Konflikt hat er einen »Friedensclub« unter Beteiligung Chinas angeregt, um eine Eskalation des Kriegs zu verhindern und ihn durch internationale Vermittlung zu stoppen. Das Thema wird bei den Gesprächen mit der chinesischen Führung, die Ende Februar ihren Plan zur politischen Lösung der Krise vorlegte, eine zentrale Rolle spielen.

Als Friedensstifter besitzt Brasilien dabei den größeren Spielraum. In der Uno hat es Russlands Invasion verurteilt. Dennoch wahrt das Land eigene Interessen, macht sich nicht durch Waffenlieferungen und Sanktionen zur Partei und wirkt stattdessen als Mittler und Anwalt des globalen Südens.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!