Notaufnahme-Gebühr: Poliklinik statt Strafgebühr

Stukturelle Probleme verursachen den Missstand überlaufener Rettungsstellen

Würde es eine Strafgebühr für unnütze politische Vorschläge geben, müsste Kassenärztechef Andreas Gassen tief in die Kitteltasche greifen. Schon in der Corona-Zeit fiel er mit mancher Peinlichkeit auf, nun ruft er laut nach einer Strafgebühr für alle Kranken oder Verletzten, die in die Notaufnahme kommen, ohne vorher von Leitstellen dorthin verwiesen worden zu sein.

Es ist ein bekannter Missstand, dass viel zu viele Fälle, die in einer Arztpraxis angemessen behandelt werden könnten, in den Notaufnahmen auflaufen. Das liegt aber weniger an der Kostenlosigkeit als an Gassens Kassenarzt-Klientel, die Patienten schon mal abweist und stattdessen den Gang in die Rettungsstelle nahelegt. Das eigentliche Problem sind aber fehlende Akut-Strukturen unterhalb des Krankenhauslevels. Die Klinikreform des Gesundheitsministers weist hier immerhin in die richtige Richtung. Schmerzlich vermisst wird aber ein System wie das der Polikliniken in der DDR; medizinische Versorgungszentren entstehen nur hier und da, wo sie lukrativ erscheinen. So wird man sich noch lange mit Vorschlägen herumschlagen, deren Nebenwirkungen den Nutzen klar übertreffen.

Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen

Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.