17 Baudenkmale abgerissen

Brandenburg Landeskonservator Drachenberg präsentiert seine Jahresbilanz

  • Matthias Krauß
  • Lesedauer: 3 Min.

Alte Grabenkämpfe in Denkmalschutzfragen sind 33 Jahre nach der Wende einer neuen Unbefangenheit und Aufgeschlossenheit gewichen. Bei der Präsentation seines Jahresberichtes sagte Brandenburgs Landeskonservator Professor Thomas Drachenberg am Montag, es wirke sich mitunter positiv aus, dass Nachkommen und später Zugezogene die »alten Geschichten« oft nicht kennen. Viele Beispiele der Ostmoderne erscheinen ihnen nun in einem eher positiven Licht.

Doch wird der Denkmalschutz inzwischen unverhohlen angegriffen, war Drachenbergs Worten zu entnehmen. Die Überzeugung »Wir können uns das nicht mehr leisten« werde mit dem Klimaschutz begründet. In Wirklichkeit sei aber das Gegenteil wahr: Denkmalschutz leiste einen wichtigen Beitrag zur Minimierung von Treibhausgasen, ist der Fachmann überzeugt. Reparieren sei allemal nachhaltiger, als alle zehn Jahre neu zu bauen.

Die oft das Stadtbild prägenden Beispiele für DDR-Baukunst sind ein wichtiger Arbeitsgegenstand der brandenburgischen Denkmalschützer geworden. Nicht selten sind vor Jahren Bauwerke als nicht denkmalwürdig bewertet worden, in späteren Jahren dann aber doch, teilte Drachenberg mit. Gleichwohl erleide man immer wieder auch Verluste.

In 17 Fällen mussten im Jahr 2022 Gebäude abgerissen werden, obwohl der Denkmalschutz eigentlich seine schützende Hand darüber gelegt hatte. Unter dem Gebot der Gefahrenabwehr habe man beispielsweise den Wasserturm in Eberswalde nicht mehr retten können. Der Einsatz des Denkmalschutzes für die 1991 gebaute Stadthalle Falkensee war vergebens. Eine Verfügung von Kulturministerin Manja Schüle (SPD) hatte nach langem Hin und Her den Weg für den Abriss frei gemacht. Der Aufwand für den Erhalt habe in keinem vernünftigen Verhältnis zu dem bei einem Abriss gestanden, heißt es. Aus Sicht des Denkmalschutzes war der Zustand des prägenden Hauses »schwierig«, es wäre aber vielleicht doch zu retten gewesen.

Laut Drachenberg rückt nun Potsdam mit seinen zahlreichen Bauten aus DDR-Tagen stärker in den Fokus. Vieles wurde schon seit 1990 beseitigt, um auf den Grundmauern Neubauten mit barock anmutenden Fassaden zu errichten. Nicht als Denkmal anerkannt ist der Staudenhof-Komplex, dessen geplanter Abriss umstritten ist. »Man kann Gebäude auch erhalten, ohne dass sie unter Denkmalschutz stehen«, sagte Drachenberg. Und das auch unter Klimagesichtspunkten. Mit jedem Neubau sei ein beträchtlicher CO2-Ausstoß verbunden. Das bezog Drachenberg auch auf das alte Rechenzentrum in Potsdam, das nach erneuter Prüfung wieder nicht als denkmalwürdig eingestuft wurde. Nunmehr unter Denkmalschutz gestellt sind DDR-Bauten an der Zeppelinallee. Dezernentin Christine Onnen sagte, die Inventarisierung der vielen Beispiele für DDR-Kunst am Bau in Potsdam »ist uns ein großes Anliegen«. Das werde jedoch durch die zur Verfügung stehenden Mittel begrenzt.

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