Frank Kozik: Mehr Pop geht nicht

Der Punk-Künstler Frank Kozik ist tot

  • Benjamin Moldenhauer
  • Lesedauer: 3 Min.
Punk für alle: Frank Kozik
Punk für alle: Frank Kozik

Auf den zahllosen Tourpostern und Albumcovern, die der US-amerikanische Künstler Frank Kozik seit den 80er Jahren gemacht hat, finden das Fluffige, Niedliche und das Brutale oder auch Abnorme in trauter Eintracht zueinander. Zwei Kinder, wie aus einem 50er-Jahre-Film entsprungen, schauen geradezu verzückt auf einen Welpen, nur hat der halt zwei Köpfe (das Cover des Melvins-Albums »Houdini« von 1993). Ein eigentlich furchtbar süßer blauer Hund, der ein Maschinengewehr in der Hand hält (Plakat für Konzerte von Cypress Hill, Beastie Boys und der Rollins Band, 1992). Zwei Kinder, die um ein Fellwesen mit Insektenkopf herumspringen (Konzertplakat für Nirvana, Breeders und Shonen Knife, 1993). Das alles in einfachen Linien, Formen und Farben.

Mehr Pop als in den Bildern von Frank Kozik zu finden ist, kann man in Pop-Art eigentlich nicht packen. Und eben Punk im besten Sinne, als Möglichkeit, eine überschießende Kreativität zu kanalisieren: »Ich war ein Verlierer ohne Bildung«, hat Kozik in einem Interview über seine Jugend in Sacramento, California und das Leben später in Austin, Texas erzählt. »Ich habe zwar eine Vorliebe für bildende Kunst und verstehe sie auch, aber ich ging zu Punkrock-Konzerten, nicht zur Uni oder in Museen.« Punk als Möglichkeit, sich autodidaktisch auszubilden und jenseits von etablierten Institutionen zum Künstler zu werden.

Geboren 1962 in Madrid als Sohn amerikanisch-spanischer Eltern, kam er mit 15 in die USA. Nach der High School ging er zur Luftwaffe, stationiert in Austin, wo er danach Türsteher eines Clubs wurde und die neuen Bands hörte. Musikalisch ist das bildnerische Werk Frank Koziks eng verbunden mit dem Noise-Rock der 90er Jahre, vor allem mit den Bands, die auf dem Label Amphetamine Reptile Records erschienen sind – Helmet, Cows, Hammerhead, Today is the Day. In den Bildern Koziks fand der drastische, oft verdrogte Lärm, der Spaß an der transgressiven Geste hatte (der hauseigene Amphetamine-Reptile-Labelsampler hieß »Dope, Guns & Fucking in the Streets«), eine Entsprechung.

Frank Kozik gründete dann 1994 in San Francisco selbst ein gleichfalls hyperproduktives Label: Man’s Records. Dort erschienen unter anderem Alben von The Hellacopters, High on Fire, Queens of the Stone Age, Kyuss und den Melvins. Die Cover entwarf Kozik natürlich alle selbst, eines lustig-grimmiger als das andere. Und immer unmittelbar zugänglich, für alle: Punk im Rücken halt.

Frank Koziks Bilder sind ganz einfach und haken sich trotzdem in der Wahrnehmung und der Erinnerung fest, dauerhaft. Sie sollen, hat er erklärt, »wirklich grundlegende Impulse« vermitteln: »Sex, Drogen, Gewalt, seltsamer Scheiß«. Am 6. Mai ist er in San Francisco im Alter von 61 Jahren verstorben.

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