Pekings Hinterhof

China empfängt die Staatschefs der fünf zentralasiatischen Länder zum Gipfel in Xi'an

  • Cyrus Salimi-Asl
  • Lesedauer: 2 Min.

Es war wohl kein Zufall, dass die chinesische Regierung einen Gipfel mit den fünf zentralasiatischen Ländern ausgerechnet dann ausrichtet, wenn die Gruppe der G7-Staaten sich in Hiroshima versammelt und neue Drohkulissen gegenüber Peking aufbaut. China demonstriert, dass es in Asien bestens vernetzt ist und eine Führungsrolle beansprucht. Sorgfältig gewählt wurde auch der Gipfelort: Die alte Hauptstadt Xi’an gilt als Ausgangspunkt der historischen Seidenstraße, die China mit zeitgemäßer Infrastruktur wiederbeleben will. Zentralasien ist Transitraum auf dem Weg nach Europa.

Das Treffen der sechs Staatschefs soll die Beziehungen stärken, gerade in Zeiten des Ukraine-Kriegs, in denen die ehemaligen Sowjetrepubliken Kasachstan, Usbekistan, Turkmenistan, Kirgistan und Tadschikistan spürbar auf Distanz gehen zur russischen Regierung. Dabei ist China kein Neuling in der Region. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion streckte die Regierung in Peking ihre Fühler nach Westen aus. Insbesondere für die direkten Nachbarn Kasachstan, Kirgistan und Tadschikistan sind die Beziehungen zum Riesen im Osten lebenswichtig.

Das Handelsvolumen Zentralasiens mit China belief sich 2022 auf über 70 Milliarden US-Dollar; das mit Russland erreichte 41 Milliarden. Wer glaubt, China könne Russland aus Zentralasien verdrängen, irrt jedoch. Gewachsene Beziehungen haben ihr Gewicht. Sowohl Russland als auch China sind natürliche Partner Zentralasiens. China sucht zudem eine »Sicherheitspartnerschaft«: Peking will die muslimischen Uiguren in der an Zentralasien grenzenden autonomen Region Xinjiang domestizieren, etikettiert Autonomiebestrebungen oft pauschal als Terrorismus. Dafür braucht es eine Repressions-Kooperation mit Zentralasien, denn Uiguren leben auch dort: Peking will verhindern, dass die Uiguren von Kasachstan aus Autonomie fordern.

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