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Melkroboter statt Mistgabel

Verbraucher zur Brandenburger Landpartie eingeladen

Wer sich einen Bauern »mit Gummistiefeln und Mistgabel« vorstellt, der lebt hinter dem Mond – oder in der Großstadt. Denn das Berufsbild hat sich gewandelt. Der heute typische Bauer habe ein Smartphone und könne damit das Füttern des Viehs steuern. Die Kühe werden vom Roboter gemolken. Das sagt Heiko Terno, Vizepräsident des brandenburgischen Bauernverbandes. Dass er nicht flunkert, davon können sich Besucher der 28. Brandenburger Landpartie überzeugen. 153 Agrarbetriebe sowie Vereine und Forschungsinstitute im ländlichen Raum öffnen am Samstag und Sonntag ihre Türen. In Ternos eigenem Betrieb, dem Reha-Gut Kemlitz, dürfen Gäste eine Runde mit dem Mähdrescher drehen und Erzeugnisse verkosten.

Seit 1994 gibt es in Brandenburg die Landpartie. Nur zweimal ist sie ausgefallen, einmal wegen der Tierseuche Rinderwahnsinn, einmal wegen der Corona-Pandemie. Während der Pandemie wankten die Bauern nicht, sondern versorgten die Bevölkerung unvermindert mit Lebensmitteln. »Wenn auch manchmal das Klopapier alle war, zu essen gab es immer«, erinnert Terno. Er und seine Kollegen haben dennoch unter den Folgen der Pandemie und unter dem Krieg in der Ukraine zu leiden, der sich unmittelbar anschloss. Die Stichworte lauten: gestörte Lieferketten, gestiegene Energiepreise, galoppierende Inflation. Die Kunden kaufen der Not gehorchend preisbewusst – und günstig sind die regionalen Lebensmittel nicht unbedingt. Mit den Weltmarktpreisen können sie meist nicht konkurrieren. Und dann ist da noch die Klimakrise. »Es ist schon wieder zu trocken«, klagt Heiko Terno.

Die Landpartie ist eine Gelegenheit, die Verbraucher von den Vorzügen regionaler Produkte zu überzeugen. Aber die Veranstaltung leidet selbst noch unter den Folgen der Corona-Pandemie. Kamen vorher bis zu 100 000 Besucher, so waren es vorletztes Jahr nur 35 000, letztes Jahr immerhin schon wieder 70 000. Ziel sei es, wieder in die früheren Dimensionen vorzustoßen, sagt Agrarminister Axel Vogel (Grüne). 240 Gastgeber beteiligten sich vor dem Ausbruch der Pandemie. Vergangenes Jahr waren es nur 142. Jetzt sind es wie gesagt 153, darunter 120 pure Landwirtschaftsbetriebe und 25 Gastgeber, die zum ersten Mal mitmachen. Minister Vogel ist froh und dankbar, dass sich dieses Mal wieder etwas mehr Betriebe beteiligen und Besuchern erlauben, hinter die Kulissen zu schauen. »Das ist für viele ein zusätzlicher Kraftakt, aber auch eine gute Investition, um für Verständnis bei Verbraucherinnen und Verbrauchern für die Situation der Land- und Ernährungswirtschaft zu werben«, meint Vogel.

Die Situation ist schwierig, wie Hanka Mittelstädt weiß. Die Vorsitzende der Marketingorganisation Pro Agro sagt: »Gestiegene Kosten können nicht über gestiegene Absatzmengen abgefangen werden.« Das treffe die konventionelle Landwirtschaft genauso wie die Biobauern.

www.brandenburger-landpartie.de

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