USA und China: Probleme nur gemeinsam lösbar

US-Außenminister Blinken besucht China. Die Beziehungen zwischen den Ländern sind angespannt, doch die Probleme ähneln sich

  • Julian Hitschler
  • Lesedauer: 2 Min.
US-Außenminister Antony Blinken tritt in Peking vor die Presse.
US-Außenminister Antony Blinken tritt in Peking vor die Presse.

Das vergangene Jahr hat gezeigt, dass geopolitische Konflikte unabsehbare Konsequenzen haben können. Wie jede andere deeskalierende Maßnahme ist der Besuch von US-Außenminister Antony Blinken in China deshalb absolut notwendig und zu begrüßen.

Die Versuchung ist groß, Xi Jinping und Joe Biden als absolute ideologische Gegensätze zu lesen: der chinesische Präsident als Rädelsführer einer neuen globalen Autokratenclique, der US-amerikanische als Fürsprecher der freien Welt. Doch unter der Oberfläche weisen die Administrationen der beiden Präsidenten einige Gemeinsamkeiten auf: Beide haben erkannt, dass die Wirtschaftsmodelle ihrer Länder an ihre Grenzen geraten sind. Beide wollen ihre jeweiligen Marktwirtschaften reformieren, ohne dass es dabei im Konflikt von Kapital und Arbeit zu dramatischen Verschiebungen kommt. Und beide benutzen die angeblich unausweichliche Konfrontation mit dem Systemrivalen, um im eigenen Land Konsens für ihre Politik zu schaffen und Widersprüche zu übertünchen. Das Feindbild China ist eines der letzten verbindenden rhetorischen Elemente zwischen Republikanern und Demokraten und dient als ideologisches Feigenblatt, um notwendige gemeinsame Modernisierungsprojekte, etwa in der Infrastruktur- und Industriepolitik, der eigenen Basis schmackhaft zu machen.

Doch der Konflikt zwischen USA und China ist und bleibt der gefährlichste der Welt. Beide Länder stehen vor enormen demografischen Herausforderungen und potenziellen Krisen der sozialen Reproduktion. Die Probleme des Klimawandels können China und die USA nur gemeinsam lösen. Beide Gesellschaften müssten sich auf neue Werte jenseits von Militarismus und Konkurrenzdenken besinnen, um im 21. Jahrhundert zu bestehen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal