Luis Rubiales: Der Macho will noch nicht weichen

Spaniens Fußballpräsident Luis Rubiales tritt von seinem angekündigten Rücktritt zurück

  • Martin Ling
  • Lesedauer: 3 Min.
Luis Rubiales zeigt sich während des Finales der Fußballweltmeisterschaft der Frauen zwischen Spanien und England in bester Laune.
Luis Rubiales zeigt sich während des Finales der Fußballweltmeisterschaft der Frauen zwischen Spanien und England in bester Laune.

Es ist eine spanische Angelegenheit von globaler Dimension: Der übergriffige Präsident des spanischen Fußballverbands Luis Rubiales will nicht zurücktreten, obwohl er ohne gegenseitiges Einvernehmen in aller Öffentlichkeit die spanische Nationalspielerin Jenni Hermoso auf den Mund geküsst hat. Die deutsche Nationalspielerin Laura Freigang hat via Instagram eine treffende Einschätzung geliefert: »Für mich zeigt Rubiales’ Verhalten vor allem eines: wie wenig Sensibilität und Selbstreflexion er gegenüber Themen wie Sexualisierung, Sexismus und Machtverhältnissen im Sport besitzt.«

Diese Aussage traf Freigang noch bevor Rubiales am Freitag in einer Pressekonferenz einen Rückzieher vom bereits in Medien kursierenden anstehenden Rücktritt machte, den er am Donnerstag intern angekündigt hatte. Am Freitag berief er sich auf viele mutmaßlich ausschließlich männliche Stimmen aus dem Verband, die ihn zum Weitermachen aufgefordert hätten und vor allem auf eine Einschätzung des Psychologen der Frauenmannschaft, Javier López Vallejo, der in seinem Bericht festhielt, der Kuss sei »ein Moment der Freude, Euphorie und gemeinsamen Feierns« gewesen. Dass die geküsste Spielerin das explizit anders sieht und über die Spielerinnengewerkschaft Konsequenzen für Rubiales gefordert hat, scheint der Psychologe nicht wahrgenommen zu haben.

Der seit 2018 als Verbandspräsident amtierende Kanare hat sich öffentlich für seinen Fehltritt entschuldigt, um sich sogleich als Opfer einer feministischen Kampagne darzustellen und von »sozialem Mord« zu reden. Der Rücktritt des 46-Jährigen ist dennoch nur eine Frage der Zeit, legen zahlreichen Reaktionen nahe: Ausgerechnet der bekennende Anhänger der rechtsradikalen Vox-Partei und mächtige Chef der spanischen Fußball-Liga, Javier Tebas, äußerte sich nach der Pressekonferenz eineindeutig: »Die Liste der Frauen und Männer, denen Luis Rubiales im Laufe der Jahre Unrecht getan hat, ist zu lang, und das muss aufhören.« So dreist ist nicht mal Rubiales, Tebas einen Feministen zu schimpfen.

Inzwischen wurde Rubiales vom Weltfußballverband für zunächst 90 Tage suspendiert. In Madrid wird mit Hochdruck daran gearbeitet, dass der 46-Jährige auch im Anschluss von der Fußball-Bühne verschwindet. »Wir wollen, dass das zum ›MeToo‹ des spanischen Fußballs wird. Es muss eine Veränderung geben«, sagte Víctor Franco, der Präsident der obersten Sportbehörde Spaniens.

Der Fall liegt jetzt auch beim nationalen Sportgerichtshof Tad. Wegen schwerer Verstöße gegen das spanische Sportgesetz könnte Rubiales als Funktionär zwischen zwei und 15 Jahren gesperrt werden. Martin Ling

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