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Tausende Geflüchtete erreichen die italienische Insel Lampedusa
Italiens Vize-Regierungschef Matteo Salvini schürt die Stimmung gegen Schutzsuchende
Matteo Salvini lässt kaum eine Gelegenheit ungenutzt, um gegen Migranten zu hetzen. Die Ankunft von Tausenden Bootsmigranten auf der Mittelmeerinsel Lampedusa bezeichnete Italiens Vize-Premierminister als »Akt des Krieges«. »Das ist kein spontaner Vorfall, sondern offensichtlich organisiert, finanziert und vorbereitet«, sagte der Politiker der rechtspopulistischen Lega-Partei am Mittwochabend vor Journalisten.
Wer die Ankunft der Bootsflüchtlinge organisiert haben soll, ließ Salvini offen, machte nur vage Andeutungen. Er vermutet dahinter »ein organisiertes kriminelles System«, gegen das die Regierung »mit allen verfügbaren Mitteln« vorgehen werde. Dabei wolle er kein Mittel ausschließen. Diese Ankündigung lässt vermuten, dass die rechte Regierung ihren restriktiven Abschottungskurs gegen Migranten weiter verschärfen wird.
Das italienische Rote Kreuz meldete am Mittwochabend mehr als 7000 Neuankömmlinge – so viele, wie Lampedusa Einwohner zählt. Wegen des guten Wetters haben sich mehr Menschen als gewöhnlich von Nordafrika aus in Booten über das Mittelmeer auf den Weg gemacht. Nach Angaben des Innenministeriums in Rom kamen allein am Dienstag mehr als 5000 Migranten in Italien an. Die meisten von ihnen wurden von der Küstenwache aufgegriffen und nach Lampedusa gebracht. Die kleine Insel von der Größe der Nordseeinsel Amrum liegt zwischen Malta im Osten und der tunesischen Küste im Westen; die Hafenstadt Sfax, von der zuletzt viele Boote Richtung Italien aufbrachen, ist rund 190 Kilometer entfernt.
Im Aufnahmelager auf Lampedusa sind laut der italienischen Nachrichtenagentur Ansa derzeit fast 6800 Migranten untergebracht, ausgelegt ist es für knapp 400. Die auf der Insel gestrandeten Menschen müssten schnell aufs Festland oder ins nahe Sizilien gebracht werden, doch kommen die italienischen Behörden damit erfahrungsgemäß kaum hinterher, sodass die Überfüllung des Lagers zum Dauerzustand geworden ist.
Der Stadtrat von Lampedusa hat unterdessen den »Notstand« ausgerufen, gab Bürgermeister Filippo Mannino bekannt. Eine Gruppe von Inselbewohnern hatte zuvor vor dem Rathaus eine Sitzblockade veranstaltet. Doch auch in dieser schwierigen Situation zeigt so mancher Lampedusaner Solidarität mit den Schutzsuchenden: Ein Feuerwehrmann tischte spontan mit seiner Mutter Spaghetti auf für Geflüchtete aus Burkina Faso, die um Essen gebeten hatten.
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