Sommer, Sonne, Haftbefehl

Devrim Akcadag wurde im Urlaub festgenommen. Ihm droht eine Auslieferung an die Türkei

  • Peter Nowak
  • Lesedauer: 2 Min.

Eigentlich wollte Devrim Akcadag nur Urlaub in Sardinien machen. Doch am 1. August wurde der deutsche Staatsbürger kurdischer Herkunft von italienischen Behörden festgenommen. Akcadag wußte nicht, dass die türkischen Behörden einen internationalen Haftbefehl gegen ihn ausgeschrieben haben. Dort wird ihm die Zugehörigkeit zur kurdischen Arbeiter*innenpartei PKK vorgeworfen, die in der Türkei und Deutschland verboten ist. Die deutsche Justiz hat das Verfahren allerdings sofort wieder eingestellt.

Personalie – Sommer, Sonne, Haftbefehl

Devrim Akcadag arbeitet als wissenschaftlicher Assistent am Institut für kurdische Studien der Freien Universität Berlin. Zudem ist er seit Jahren als Übersetzer und Dolmetscher für Berliner Behörden tätig. Zwischen 2004 und 2008 hat Devrim Akcadag für eine belgische TV-Produktionsfirma gearbeitet. Die hat ihn 2005 beauftragt, im Nordirak Interviews auch mit PKK-Kämpfer*innen zu führen, die keine Kurd*innen sind und sich aus politischer Solidarität der Guerilla angeschlossen haben. Die Interviews liefen nicht nur im kurdischen Fernsehen, sondern auch bei Reuters, Al Jazeera und BBC. Diese Sendungen sorgten so weltweit für viel Aufmerksamkeit. Damit scheint Akcadag ins Visier der türkischen Justiz geraten zu sein, die immer wieder kurdische Menschen auch im Ausland verfolgt. Dazu wird auch in der Vergangenheit schon der internationale Haftbefehl genutzt.

Nach seiner Festnahme musste Akcadag einige Tage im berüchtigten italienischen Hochsicherheitsgefängnis Bancali verbringen. Seit dem 4. August sitzt er im Hausarrest und darf das Land nicht verlassen. Derweil prüft die italienische Staatsanwaltschaft, ob sie dem Auslieferungsbegehren der türkischen Justiz stattgibt. In einem Telefoninterview mit der Taz wünscht sich Akcadag mehr diplomatische Aktivitäten der Bundesregierung. »Die deutschen Behörden wissen, dass die Vorwürfe falsch sind und mich in der Türkei viele Jahre Gefängnis erwarten«, erklärt Akcadag. Mittlerweile fordert ein Solidaritätskomitee die sofortige Freilassung des Wissenschaftlers.  Peter Nowak

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