Tesla unter Druck

Für die IG Metall ersetzen unternehmensseitige Lohnerhöhungen in Grünheide keinen Tarifvertrag

  • Moritz Lang
  • Lesedauer: 4 Min.

Die IG Metall begrüßt die Lohnerhöhungen bei Tesla, sieht sie aber nicht als Grund, ihren Kampf einzustellen. Mängel beim Arbeitsschutz seien besonders im Lichte von geplanten Produktionssteigerungen nur angemessen in einem Tarifvertrag zu regeln, teilte die Gewerkschaft am Montag mit. Vergangene Woche hatte Tesla höhere Gehälter für die Beschäftigten der Fabrik in Grünheide angekündigt. Die Gewerkschaft verbucht dies als Erfolg ihrer verstärkten Organisierung im Werk, Tesla dementiert jeglichen Zusammenhang mit Arbeitskämpfen. Zuletzt gerät der Konzern auch international unter Druck.

Laut Tesla sollen die Angestellten bereits ab November vier Prozent mehr Lohn bekommen, geplant seien außerdem eine Sonderzahlung von 1500 Euro im Dezember sowie eine Lohnerhöhung um jährlich 2500 Euro für Produktionsarbeiter*innen ab 2024. Der Konzern betonte, dass dies nur Folge eines internen Standardprozesses sei. Vergangenes Jahr waren die Gehälter nach Unternehmensangaben bereits um sechs Prozent gestiegen.

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Wie Standard die zweite Lohnerhöhung in kurzer Zeit wirklich ist, bleibt offen. Klar ist, dass zuletzt die IG Metall ihren Druck auf das Unternehmen erhöht hat. Markus Sievers, Sprecher der IG Metall, freut sich gegenüber »nd« über rapide steigende Mitgliederzahlen in der Tesla-Belegschaft. Die Beratungsstelle im nahegelegenen Ort Fangschleuse werde immer höher frequentiert, in einer Aktionswoche hätten Gewerkschafter das Werk besuchen und mit Beschäftigten in Kontakt treten können. Vor einem Monat hatten sich erstmals Mitarbeiter*innen öffentlich zu ihrer Gewerkschaft bekannt.

Auch international steht das Unternehmen unter Druck: In Schweden sind Servicemitarbeiter von Tesla aktuell im Streik und haben laut Gewerkschaft IF Metall am Montag einen Verhandlungstermin für einen Tarifvertrag erzwingen können. Unterstützung bekommen sie von Hafenarbeiter*innen, die damit drohten, keine Autos von Tesla mehr zu verladen. Auch in Deutschland waren von Montag auf Dienstag Mitarbeiter des Hamburger Hafens gegen dessen Teilprivatisierung in einen wilden Streik eingetreten. Die IG Metall plane aktuell aber keine branchenübergreifenden Aktionen, sagt Sievers.

Mit den Lohnerhöhungen will Tesla vermutlich die Basis für Verhandlungen in Deutschland schwächen. Diese Strategie könnte Erfolg haben, ein ehemaliger Mitarbeiter zeigt sich gegenüber »nd« sehr zufrieden mit der Bezahlung. Er musste aufgrund von persönlichen Gründen bei Tesla aufhören, hätte sich aber ansonsten vorstellen können, »bis zur Rente« in Grünheide zu arbeiten.

Ein Manko sei die Anbindung an Berlin gewesen, welche sich jetzt aber auch verbessert. Seit zwei Monaten fährt ein Zug-Shuttle zur Gigafabrik und für eine Verlegung des Bahnhofs Fangschleuse um 1,5 Kilometer näher an das Werk wurden bereits die ersten Bäume gefällt. So sollen Beschäftigte mit dem Regionalexpress leichter zur Arbeit kommen, auch sollen vier Gleise zur Abwicklung von Güterverkehr aus dem Werk gebaut werden. Nach Schätzungen der Bahn werden sich die Kosten auf rund 200 Millionen Euro belaufen und vom Bund getragen.

Was nicht durch Lohnerhöhungen und Bahnhöfe verbessert wird, ist der Arbeitsschutz. Die Fabrik war zuletzt durch eine überdurchschnittliche Zahl an Arbeitsunfällen aufgefallen, aufgrund hoher Arbeitsbelastung liegt der Krankenstand hoch. Dennoch will das Unternehmen mit einer Fabrikerweiterung die Produktionszahlen von aktuell rund 250 000 auf eine Million Autos im Jahr hochfahren. Laut Reuters soll in Grünheide auch das »Model 2« für den europäischen Einsteigermarkt produziert werden.

Die IG Metall sieht mit steigender Arbeitsbelastung auch ein höheres Verletzungsrisiko, weshalb besonders für die Sicherung des Arbeitsschutzes ein Tarifvertrag nötig sei. Zunächst läge der Fokus auf der Wahl des Betriebsrates für das kommende Jahr, dieser steht dem Management aktuell sehr nah.

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