- Kommentare
- Kapitalisten
Trigema-Chef Wolfgang Grupp :Ein Boss dankt ab
Wolfgang Grupp zieht sich 2024 als Trigema-Geschäftsführer zurück
Jetzt langt’s! Nach 55 Jahren an der Unternehmensspitze will Wolfgang Grupp 2024 sein Lebenswerk, die Textilfirma Trigema, an die Kinder Wolfgang Jr. und Bonita übergeben. Ehefrau Elisabeth, österreichische Baroness, die er auf einer Jagd kennenlernte, bleibt als Gesellschafterin Trigema erhalten. Grupp ist unbestrittener König von Burladingen, einer schwäbischen Kleinstadt, wo Trikotwarenfabriken Gebrüder Mayer seit 1919 produziert. Die »Arisierung« ließ Trigema expandieren, Zwangsarbeiter hielten den Betrieb am Laufen. 1969 wurde Wolfgang Grupp, Sohn des Schwiegersohns des Gründers Josef Mayer, Geschäftsführer. Von den USA und jugendlicher Schludrigkeit hält er zwar nichts, aber neben Tennisbekleidung brachten T-Shirts den großen Erfolg. »Wer ein großes Problem hat, der ist eh ein Versager«, weiß Grupp. Im Gegensatz zu »gierigen Managern«, die er gerne öffentlich hasst, hat Grupp aber auch ein existenzielles Interesse an einem »gesunden« Unternehmen, denn als e.K. (»eingetragener Kaufmann«) haftet er für den Laden mit seinem Privatvermögen. Schlecker wurde das zum Verhängnis.
Der e. K. will lieber befehlen als reden: Im Trigema-Betriebsrat saßen mal »blöde Hammel«, die Grupp schnell durch seine »guten Leute« austauschte. Der bekennende Katholik und Kapitalist ist kein »Sozialsäusler«, sorgt aber aus Egoismus dafür, dass es »seinen Mitarbeitern« – Possessivpronomen sind wichtig – »gut geht«, sie also über Mindestlohn bezahlt werden. Außerdem haben Kinder seiner Angestellten ein Anrecht auf Beschäftigung. Was gibt’s Schöneres?, mögen sich da manche Schwaben denken. Gerne motiviert Grupp aber auch Personal, das in die Rente abhauen will, doch noch länger als vorgesehen qualitativ hochwertige Oberteile zu nähen. Er selbst ist ja auch noch mit 81 jeden Tag im Büro. Dass die dann trotzdem nicht wie Grupp Senior mit dem Privathelikopter über Südschwaben rumfliegen können, ist nun mal so.
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.