Rubel-Reporter: Bücher über und für Putin

Der Journalist Hubert Seipel hat für seine Putin-Bücher 600 000 Euro aus Russland bekommen.

  • Daniel Säwert
  • Lesedauer: 2 Min.
Hubert Seipel war in Russland ein gern gesehener Gast.
Hubert Seipel war in Russland ein gern gesehener Gast.

Die Deutschen sind fasziniert von Russland. Kaum jemand versteht, was im größten Land der Welt passiert. Wie gut, dass es unter deutschen Journalisten Russlanderklärer jeglicher Couleur gibt. Solche wie Hubert Seipel, der eigentlich investigativ über Machenschaften in der Wirtschaft berichtete und dafür mehrere Auszeichnungen bekam.

Teller und Rand – der Podcast zu internationaler Politik

Teller und Rand ist der nd.Podcast zu internationaler Politik. Andreas Krämer und Rob Wessel servieren jeden Monat aktuelle politische Ereignisse aus der ganzen Welt und tischen dabei auf, was sich abseits der medialen Aufmerksamkeit abspielt. Links, kritisch, antikolonialistisch.

Auch mit Russlands Präsident Wladimir Putin sprach Seipel beim ersten Treffen noch über die Wirtschaft, das war 2010. Ein Wendepunkt in der Karriere des Hubert Seipel. Fortan fuhr er lieber mit Putin im Mercedes durch Moskau und traf den Kreml-Chef an verschiedenen Ecken Russlands, um Interviews mit ihm zu führen, anstatt investigativ zu recherchieren. Dass der Süddeutsche mit Putin stets auf Deutsch sprach und anscheinend kein Russisch kann, hätte die Redaktionen wie die von NDR und ZDF damals schon stutzig machen können. Stattdessen strahlte man das Material unkritisch aus. Hauptsache die Quote stimmt. Die stimmte auch beim Verkauf der Putin-Biografie »Putin. Innenansichten der Macht« (2015) und beim Buch »Putins Macht. Warum Europa Russland braucht« (2021). Putins sells. Und das zuverlässig.

Deutschlands Putin-Versessenheit zahlte sich auch für Seipel aus, zunächst in der Währung der Journalisten: Aufmerksamkeit. Ob in Talkshows oder Podcasts – »Russlandexperte« Seipel war gefragt, auch in Russland. Auf die Frage, ob er von dort finanziert werde, reagierte er 2021 noch entrüstet »geht's noch?«. Jetzt wissen wir, ja es geht. 600 000 Euro soll Seipel von Oligarch Alexej Mordaschow für seine Bücher erhalten haben. Das Geld sei für Recherche gewesen, heißt es und Mordaschow habe sich inhaltlich nicht eingemischt. Das glaubt man in Deutschland nicht. Direkt nach Bekanntwerden der Zahlungen hat der Verlag den Verkauf von Seipels Büchern gestoppt. Der NDR sieht sich getäuscht und prüft eine Klage gegen den Journalisten.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal