Experimente ohne Tierleid

Berlin erhält über zwei Millionen Euro, um zukünftig weniger Tierversuche vorzunehmen

Die Einstein-Stiftung Berlin, eine gemeinnützige und wissenschaftsgeleitete Einrichtung, hat sich für die Fortsetzung der Förderung für das Einstein Center 3R (EC3R), das seit 2020 existiert, entschieden. Die drei »R« im Namen stehen für »Replace, Reduce und Refine«. Das aus sechs Forschungsprojekten bestehende EC3R-Programm will Tierversuche ersetzen, die Anzahl der Versuchstiere reduzieren und die Belastung für Versuchstiere mindern. Das Projekt wird laut Vincent Schmid-Loertzer, dem Pressesprecher der Stiftung, für den Zeitraum von Juli 2024 bis Dezember 2026 mit einer Fördersumme von rund 2,4 Millionen Euro unterstützt.

Die tierversuchsfreien Methoden, die angestrebt werden, zielen darauf ab, menschliche Erkrankungen zu behandeln. Das EC3R bündelt Kompetenzen aus acht Berliner Einrichtungen, darunter auch die Charité, Freie Universität, Humboldt-Universität, Technische Universität und das Robert-Koch-Institut (RKI). Zu den derzeitigen Forschungsschwerpunkten des EC3R gehörten 3D-Gewebekulturmodelle, erklärt Koordinatorin Corinna Pelz von der Charité.

Aus einer Antwort der Senatsjustizverwaltung, die für den Tierschutz zuständig ist, auf eine schriftliche Anfrage der Linksfraktion geht hervor, dass in Berlin im Jahr 2022 166 und bis Mitte 2023 148 Anträge auf Tierversuche eingingen. Davon wurden rund 140 im Jahr 2022 genehmigt. Die betroffenen Tierarten wurden statistisch jedoch nicht erfasst.

Wie viele Tiere durchschnittlich in Berlin für Versuche gehalten werden, könne das zuständige Landesamt für Gesundheit und Soziales ebenfalls nicht beantworten. Die aktuellsten Zahlen, die vorliegen, stammen aus dem Jahr 2019 und weisen auf 185 265 Versuchstiere berlinweit hin. Mit 85,9 Prozent waren Mäuse die mit Abstand am häufigsten eingesetzten Versuchstiere in der Berliner Forschung.

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Bundesweit mussten 2022 rund 1,73 Millionen Wirbeltiere als Versuchstiere herhalten, ein Großteil für Grundlagenforschung. Die Charité hat 2022 mit 54 508 Versuchstieren experimentiert, davon waren rund 50 000 Mäuse, gefolgt von rund 4000 Ratten. Unter den größeren Tieren führte 2022 das Schwein mit 167 Versuchstieren.

Zu Tierversuchen und Tierhaltung führt das Land Berlin Veterinärkontrollen durch. Von Anfang 2022 bis Mitte 2023 belief sich die Zahl aber auf lediglich 34 Kontrollen. Dort wurden unter anderem die Haltungsbedingungen der Tiere und ein nicht genehmigter Tierversuch beanstandet.

In der Antwort auf die Anfrage der Linken gibt die Seantsjustizverwaltung an, dass die Anzahl der Kontrollen zu Tierversuchen in Berlin gering ausfalle, was am fehlenden Personal liege. Auf die Frage, wann Berlin tierversuchsfrei werde, hieß es, dass Berlin mit diversen Initiativen im Bereich 3R einen Fokus auf diesbezügliche Fortschritte setze. Um aber »sichere Medikamente zu entwickeln«, müssten Tierversuche dennoch Bestandteil »der Berliner Forschungslandschaft bleiben«.

Auch Corinna Pelz vom EC3R-Programm geht davon aus, dass bestimmte Tierversuche »langfristig notwendig« bleiben. »Sowohl alternative 3D-Modelle als auch Tierversuche haben ihre spezifischen Stärken und Limitationen.«

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