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Wie viele Insekten sind in meinem Bett?

Christian Klemm fragt seinen Kollegen Steffen Schmidt danach, was ihm nachts über die Beine laufen könnte

  • Christian Klemm und Steffen Schmidt
  • Lesedauer: 3 Min.

Frankreich hatte in jüngster Vergangenheit mit einer Bettwanzenplage zu kämpfen. Ist das schlimm?

Eigentlich nicht. Bettwanzen sind nachtaktive Tiere, die uns Menschen – ähnlich wie Mücken – stechen. Die haben einen Saugrüssel, der sich durch unsere Haut bohrt, um Blut abzuzapfen. Sie nisten sich vor allem da ein, wo es viel Reiseverkehr gibt. Und das waren in Frankreich vor allem Hotels.

Wie viele Wanzen leben denn für gewöhnlich in unseren Betten?

In den meisten wohl gar keine. Denn lange bleiben sie nicht unbemerkt. Vermehren können sie sich ja nur, wenn sie Nahrung haben. Um sich zu ernähren, stechen sie Menschen. Und wenn sie das tun, werden sich Leute beschweren. Und dann wird sich jemand um die kleinen Biester kümmern. Also insofern wird sich das mengenmäßig in Grenzen halten.

Übertragen Wanzen irgendwelche Krankheiten?

Früher nahm man das an – und vielleicht gilt das in bestimmten Gegenden immer noch, wo viele Krankheiten zu finden sind, die über das Blut übertragen werden. Aber bei uns gelten Wanzen nur als eklig und nicht als gefährlich.

Nisten sich die Tiere auch woanders als in Matratzen ein?

Ja, auch unter einem Bilderrahmen oder unter der Tapete können sie sich verstecken.

Was lebt denn noch in meinem Bett?

Viel.

Silberfische?

Eher nicht. Die mögen ein etwas anderes Klima als bei dir im Bett.

Aber die Matratze ist voller Insekten, oder?

Das Tier, das dort am häufigsten vorkommt, die Hausstaubmilbe, gehört zu den Spinnentieren. Die ist – anders als die Bettwanze – nicht mit bloßem Auge zu erkennen. Von den Wanzen kannst du Kotspuren sehen und manchmal auch Teile der Haut, weil sie sich in gewissen Abständen beim Wachstum häuten. Wenn wir Mikroben, Pilze und Bakterien noch mitrechnen, dann kommen wir in der Wohnung locker auf fünfstellige Artenzahlen. Aber im Bereich der Mehrzeller hält sich das in Grenzen.

Stechen Milben wie Wanzen?

Nein, die Hausstaubmilben ernähren sich von Hautschuppen und was sonst von uns Menschen abfällt.

Bett, Bilder und Tapete der Haushalt ist voll von kleinen Krabbeltierchen.

Seit ein paar Jahren untersuchen Forscher Wohngebäude als eigenständige Biotope. Sie bieten in der Regel Treibhausbedingungen für alle möglichen Tiere. Auch Arten, die es sonst in freier Wildbahn bei uns gar nicht gibt.

Zum Beispiel?

Im Laufe des 20. Jahrhunderts hat sich bei uns die Pharaoameise in Häusern breitgemacht. Die mag es gern warm und trocken. In zentralgeheizten Häusern wird das ja ganzjährig geboten. Und die kriegst du dann auch nicht so ohne Weiteres wieder los.

So wie Kakerlaken.

Ein bisschen weniger robust sind sie schon. Ich glaube, Kakerlaken sind das Robusteste, was es so an Insekten gibt. Die sind inzwischen gegen viele Pestizide resistent. Dazu kommt, dass etliche Kakerlaken Eier legen, die selbst noch mal einen Chitinpanzer haben und dadurch besonders geschützt sind.

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