• Wissen
  • Dr. Schmidt erklärt die Welt

Gurr, gurr, gurr

Tauben sind ein Symbol des Friedens und angeblich auch recht clevere Tiere. Trotzdem haben sie den Ruf als »Ratten der Lüfte«. Warum?

Tauben sind ein Symbol des Friedens und angeblich auch recht clevere Tiere. Trotzdem haben sie den Ruf als »Ratten der Lüfte«. Sind Tauben tatsächlich so dreckig?

Zunächst ist die Frage, wie dreckig Ratten sind. Ich denke mal, dieser »Ratten der Lüfte«-Vergleich kommt daher, dass sie mindestens zwei Dinge gemein haben: Sie sind in großer Zahl vorhanden, und zwar dort, wo viele Menschen wohnen. Und sie leben beide mehr oder minder von den Lebensmittelabfällen, die der Mensch produziert und in der Stadt einfach so hinterlässt. Ansonsten übertragen Ratten genauso wie auch die meisten Vögel – und wie auch wir – die verschiedensten Bakterien auf andere Lebewesen. Bei den meisten Vögeln sind es vor allem Milben im Gefieder und die können beim Menschen allergische Probleme verursachen. Es gibt Fälle, wo tatsächlich Krankheiten von Tauben auf Menschen übergesprungen sind, aber das betraf in der Regel Leute, die im häufigen und engen Kontakt mit Tauben lebten. Taubenzüchter zum Beispiel.

Dr. Schmidt erklärt die Welt

Als Universalgelehrter der nd.Redaktion weiß der Wissenschaftsjournalist Dr. Steffen Schmidt auf fast jede Frage eine Antwort – und wenn doch nicht, beantwortet er eben eine andere. Alle Folgen zum Nachhören auf: dasnd.de/schmidt

Und wenn sich Tauben auf meinem Balkon niederlassen? Habe ich dann eventuell Schädlinge auf meinen Pflanzen?

Pflanzenschädlinge werden eher nicht von Vögeln kommen. Die meisten Insekten, die auf Pflanzen leben, sind auf ebendiese Pflanzen spezialisiert. Das geschieht dann schon sehr zufällig, dass so etwas durch Vögel von einem Balkon oder Garten zum nächsten transportiert wird.

Die Ausscheidungen gelten hingegen oft als ein Problem für Gebäude.

Zumindest für ältere Gebäude, die Simse und so etwas haben. Moderne Glaspaläste – da können sich Tauben kaum irgendwo hinhocken, ergo passiert da nichts. Da ist eher das Problem, dass einige Vögel mit dem Glas kollidieren und sich dabei was brechen und zu Tode kommen.
Eigentlich sind diese Stadttauben eine neue Unterart. Die ursprüngliche, natürliche Quelle dieser Tiere ist die Felsentaube. Deswegen nisten die auch so gerne an Hauswänden und nicht auf Bäumen. Zur Feudalzeit hielt man Haustauben zur Fleischgewinnung für die gehobenen Kreise. Die durften tatsächlich nur von Gutsherren gehalten werden. Und dann die Brieftauben – die sind auch noch aus der gleichen Quelle. Sie waren in der nach-feudalen Zeit ein beliebtes Hobby für die Arbeiterklasse – also die Brieftaubenzucht.

Könnte man auch heute Tauben noch essen?

Stadttauben wahrscheinlich aufgrund ihrer etwas komplizierten Ernährungslage eher nicht, aber grundsätzlich ja. Ich denke mal, dass in der gehobenen Gastronomie Taube durchaus vorkommt.

Es gibt sogar Stadttauben-Manager*innen, habe ich gelesen.

Da herrscht ein fast religiös anmutender Streit: Es gibt ja unter den Taubenfreunden welche, die meinen, dass gut genährte Tauben gar kein so großes Problem seien. Eine Schweizer Studie sagt jedoch ziemlich deutlich das Gegenteil, nämlich dass die wichtigste Managementmaßnahme gegen zu viele Stadttauben ein Fütterungsverbot sei. Aber das setzt sich natürlich in einer Großstadt schlecht durch, weil dort schon das Management des täglichen Mülls oftmals schwachbrüstig ist, wie man auch in Berlin ganz gut sehen kann.

Und hast du schon mal ein Taubenküken gesehen? Ich nicht.

Nee, habe ich noch nicht. Die hocken in den Nestern und warten auf ihr Futter. Und wenn sie dann flügge sind, sind sie keine Küken mehr.

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Das beste Mittel gegen Fake-News und rechte Propaganda: Journalismus von links!

In einer Zeit, in der soziale Medien und Konzernmedien die Informationslandschaft dominieren, rechte Hassprediger und Fake-News versuchen Parallelrealitäten zu etablieren, wird unabhängiger und kritischer Journalismus immer wichtiger.

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!

Unterstützen über:
  • PayPal