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USA: Nukleares Pokerface

Wolfgang Hübner über die atomaren Drohungen der USA

Wiederholt sich hoffentlich nicht mehr: US-Atomwaffentest 1946 auf dem Bikini-Atoll im Pazifik
Wiederholt sich hoffentlich nicht mehr: US-Atomwaffentest 1946 auf dem Bikini-Atoll im Pazifik

Es ist wie so oft bei Donald Trump: Auch bei seiner Ankündigung von Atomwaffentests tischt der US-Präsident der Weltöffentlichkeit eine unappetitliche Brühe aus Lügen und unbelegten Behauptungen auf – fix zusammengerührt in seiner Gerüchteküche. Dass Russland und China heimlich unterirdisch Atomwaffen testen, wie Trump erzählt, ist ein Schmarrn. Wäre es so, hätte man es längst erfahren. Jeder, der es wissen will, weiß, dass nur Nordkorea Atomwaffen testet und die anderen Atommächte seit Jahrzehnten darauf verzichten. Sie halten sich an ein Moratorium, das aus einem Vertrag von 1996 folgt – auch wenn der Vertrag offiziell nicht in Kraft ist, weil nicht alle nötigen Staaten ihn ratifiziert haben.

Dieses fragile Stillhalteabkommen gerät nun in Gefahr. Ausgelöst von jenem Mann, der eben noch den Friedensnobelpreis für sich beanspruchte, als wäre das seine Privatangelegenheit. Auch wenn der US-Energieminister beteuert, dass keine Atomsprengköpfe, sondern nur Waffen- und Trägersysteme getestet würden, bedeutet das eine Eskalation, die niemand braucht. Zumal es an Drohgebärden nicht fehlt. Gerade erst hielt die Nato ein Atomwaffenmanöver ab, und Russland stellte eine angebliche Superrakete vor. Auch andere Staaten probieren hin und wieder neue Raketen aus, die Atomsprengköpfe sonst wohin tragen könnten.

In diesem Rüstungswettlauf wollen sich die USA nicht lumpen lassen. Das heizt internationale Spannungen an, was erst recht gefährlich ist, weil bald mit dem New-Start-Vertrag zwischen den USA und Russland das letzte große Abkommen zur Kontrolle und Reduzierung von Atomwaffen endet. Falls Trump wieder seine Spielchen als Dealmaker spielt: Für riskantes Pokern sind Atomwaffen nun wirklich das ungeeignetste Objekt.

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