Bangladeschs Regierungschefin flieht

Bei Kämpfen zwischen Kritikern und Anhängern der Regierung wurden 94 Menschen getötet

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Demonstranten in Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch, sind auf ein Denkmal geklettert und feiern den Rücktritt von Premierministerin Scheich Hasina Wadsched.
Demonstranten in Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch, sind auf ein Denkmal geklettert und feiern den Rücktritt von Premierministerin Scheich Hasina Wadsched.

Dhaka. Nach wochenlangen Massenprotesten in Bangladesch ist die seit 15 Jahren herrschende Regierungschefin Scheich Hasina aus dem südasiatischen Land geflohen. Es werde nun eine »Übergangsregierung« gebildet, sagte am Montag Armeechef Waker-Uz-Zaman in einer im Fernsehen übertragenen Rede an die Nation. Dafür werde er mit den wichtigsten Oppositionsparteien sowie Vertretern der Zivilgesellschaft sprechen – nicht aber mit der Partei von Hasina. »Das Land hat sehr gelitten, die Wirtschaft wurde geschwächt, viele Menschen wurden getötet – es ist Zeit, der Gewalt ein Ende zu setzen«, fügte der General hinzu. »Ich übernehme die volle Verantwortung.« Er hoffe, dass sich die Lage im Land nun beruhige.

Zuvor hatten Demonstranten den Regierungspalast in der Hauptstadt Dhaka gestürmt. Im Fernsehen war zu sehen, wie sie die Tore durchbrachen, Möbel und Bücher plünderten oder auf Betten herumlagen. Auf den Straßen feierten die Menschen, einige tanzten auf einem Panzer herum. Hasina ihrerseits wurde an einen »sicheren Ort« gebracht. Zunächst sei die 76-Jährige in einer Wagenkolonne aus dem Palast evakuiert und später per Hubschrauber aus dem 170 Millionen Einwohner zählenden Land geflogen worden.

Am Sonntag waren landesweit Hunderttausende Regierungsgegner und -anhänger auf die Straße gegangen, hatten sich mit Messern, Stöcken und Knüppeln angegriffen. Zudem schossen Sicherheitskräfte mit Gewehren in die Menge. Laut AFP vorliegenden Zahlen wurden 94 Menschen getötet. Dies war die höchste Zahl an Opfern an einem Tag seit Beginn der Proteste gegen die Regierung im Juli, bei denen insgesamt mindestens 300 Menschen getötet wurden.

Ursprünglich gingen die Demonstranten gegen eine Quotenregelung für die Vergabe von Jobs im öffentlichen Dienst auf die Straße, weil diese angeblich Unterstützer von Hasina bevorzuge. Später wurde dann der Rücktritt der seit 2009 amtierenden Regierungschefin das Ziel der Protestbewegung, der sich immer mehr Menschen aus allen Bevölkerungsschichten anschlossen, unterstützt auch von Filmstars, Musikern und ehemaligen Generälen.

Hasina war im Januar in einer von einem großen Teil der Opposition boykottierten Wahl im Amt bestätigt worden. Ihrer Regierung wurden der Missbrauch staatlicher Institutionen zum eigenen Machterhalt und die Unterdrückung von Regierungskritikern vorgeworfen – bis hin zur außergerichtlichen Tötung Oppositioneller.

Die Bundesregierung hat sich besorgt über die Lage in Bangladesch gezeigt und rät von Reisen nach Bangladesch ab. UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk forderte ein Ende der »schockierenden Gewalt« und appellierte »an die politische Führung und die Sicherheitskräfte, ihren Verpflichtungen zum Schutz des Lebens sowie der Freiheit friedlicher Versammlungen und Meinungsäußerungen nachzukommen«. AFP/nd

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