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Hurra – oder oh je? –, ich bin ein Schulkind!
Was erwartet die neue Generation der Erstklässler?
Zur Einschulung 1930 waren Mäntel und Handschuhe angesagt, heute tragen die Kids luftige Sommerkleidchen und Bermudas. Nicht nur dank Klimawandels. Im Kaiserreich und in der Weimarer Republik war der Schulanfang noch uneinheitlich, teils auch zu Ostern. Die erste deutsche Demokratie versuchte das Bildungsprivileg zu brechen mit der Einführung der Grundschule für alle bis zur 4. Klasse. Und dem Fach Werken. In der DDR wurde an damalige Reformideen angeknüpft. Ja, man kannte nicht nur Makarenko. Auch nicht nur Fröbel, dessen Lebenswerk, die Kindergärten, integraler Bestandteil des Bildungs- und Erziehungssystems im zweiten deutschen Staat waren. Und das war auch gut so. Um es mal ganz ideologiefrei festzuhalten. Dies müssen inzwischen selbst eingefleischte DDR-Hasser eingestehen. Das Vermächtnis von Fritz Karsen wurde erfüllt, Begründer der Gesamtschule und Direktor der legendären Karl-Marx-Schule in Berlin-Neukölln, von den Nazis ins Exil getrieben. In der Polytechnischen Oberschule wurde auch Wert gelegt auf Erwerb praktischer Fähigkeiten und Achtung vor der Arbeit. Die POS ist Ostdeutschen in guter Erinnerung. Trotz aller Verleumdungen. Laut einer Langzeitstudie in Sachsen bewerten 70 Prozent der Befragten die Schule in der DDR besser als die in der Bundesrepublik. Statt »Hurra!« entlockt letztere nur noch ein erschrecktes »Oh je!«.
Apropos: Im Eulenspiegel Kinderbuchverlag ist ein hübsches Album für diesjährige Schulanfänger erschienen, mit Gedichten, Rätseln, einem Tier-ABC und Rechenaufgaben sowie viel Platz für Erinnerungsfotos von der Einschulung und ersten Erlebnissen der Erstklässler: »Hurra, ich bin ein Schulkind!« (44 S., geb., 12 €). Und natürlich fehlt hier auch nicht der einst so populäre Song »Hurra, ich bin ein Schulkind und nicht mehr klein,/ ich trag auf meinem Rücken ein Ränzelein...« Zu trällern nach der Melodie von »Ein Männlein steht im Walde«.
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