Leonie Fiebich ist New Yorks neuer Liebling

Die Basketball-Nationalspielerin wird gleich in ihrer ersten WNBA-Saison zum wichtigen Faktor in den Playoffs

  • Lennart Garbes
  • Lesedauer: 4 Min.
Leonie Fiebich (Nr. 13) gelangen bei ihrem ersten Playoff-Spiel in der WNBA 21 Punkte.
Leonie Fiebich (Nr. 13) gelangen bei ihrem ersten Playoff-Spiel in der WNBA 21 Punkte.

Es gibt diese Momente im Sport, in denen alles perfekt passt, in denen auch die schwierigsten Aktionen auf einmal ganz einfach sind. Basketballerin Leonie Fiebich erlebte einen dieser Momente am vergangenen Sonntag. Es war das erste Playoff-Spiel ihres Teams New York Liberty in der US-Profiliga WNBA, die als beste Liga der Welt gilt.

Die gebürtige Bayerin war von Liberty-Cheftrainerin Sandy Brondello für das Spiel gegen Atlanta Dream in die Startformation berufen worden. Genau die richtige Entscheidung, wie sich herausstellte. Fiebich wurde im ersten Playoff-Spiel ihrer WNBA-Karriere direkt zur Matchwinnerin. Die 24-Jährige traf sieben ihrer acht Würfe – egal ob akrobatischer Korbleger oder Dreier, alles saß. Erst spät im dritten Viertel verfehlte sie das einzige Mal den Korb. Von der Drei-Punkte-Linie (4/4) und bei den Freiwürfen (3/3) blieb die deutsche Nationalspielerin makellos. Mit 21 Punkten stellte sie einen neuen Karrierebestwert in der WNBA auf, war Topscorerin ihres Teams und hatte großen Anteil am souveränen 83:69-Sieg der Liberty.

»Leo hat ein großartiges Spiel gemacht. Wir schwärmen schon die ganze Saison von ihren Leistungen. Sie ist immer bereit, egal ob sie beginnt oder von der Bank kommt«, lobte Liberty-Trainerin Brondello die Deutsche auf der Pressekonferenz nach dem Auftaktsieg und stellte sie für das zweite Spiel gegen Atlanta gleich wieder in die Startformation. Das Duell in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch blieb diesmal allerdings bis weit ins letzte Viertel eng – ehe Leonie Fiebich wieder entscheidend zur Stelle war. Beim Stand von 79:74 für New York mit 4:11 Minuten auf der Uhr verwandelte sie trotz eines Fouls einen Korbleger und traf auch den anschließenden Extra-Freiwurf. Neuer Spielstand: 82:74. Im nächsten Angriff ließ die Nationalspielerin dann ihren zweiten erfolgreichen Dreipunktwurf des Abends folgen und sorgte damit für eine zweistellige Führung und die Vorentscheidung. Am Ende hieß es 91:82 für New York Liberty. Der Sieg bedeutete gleichzeitig den Einzug ins Halbfinale.

Auch dort wird das Team aus Brooklyn wieder auf die 1,89 Meter große Flügelspielerin bauen. Inzwischen ist es Normalität, dass Leonie Fiebich gleich in ihrer ersten WNBA-Saison eine tragende Rolle beim besten Team der regulären Saison spielt. In den USA gilt sie zwar immer noch als Rookie – so werden alle Basketballer*innen bezeichnet, die ihre erste Saison bei den US-Profis spielen. Vor ihrem Wechsel nach New York war die 24-Jährige in Spanien allerdings schon zweimal hintereinander zur wertvollsten Spielerin der Liga gewählt worden. Und auch in ihrer ersten Saison in den USA gab es gleich eine Auszeichnung: Vor dem Start der Playoffs wurde New Yorks Nummer 13 in das All-Rookie-Team aufgenommen, als eine der besten neuen Spielerinnen der vergangenen Saison.

Eine weitere individuelle Ehrung könnte sogar noch dazukommen. Fiebich gilt als eine der Favoritinnen für den »Sixth Player of the Year Award«, mit dem die beste Ergänzungsspielerin der Liga ausgezeichnet wird. »Es macht für mich keinen Unterschied, welche Rolle ich spiele und wie viele Minuten. Ich bringe immer die gleiche Energie«, antwortete Fiebich am Sonntag auf die Frage, ob es für sie wichtig sei, ob sie in der Startformation steht.

Damit liegt sie ganz auf einer Wellenlänge mit ihrem Team, für das es in dieser Saison nur ein übergeordnetes Ziel gibt. Angeführt von US-Superstar Breanna Stewart wollen die New Yorkerinnen endlich den ersten Titel in den Big Apple holen. Als Gründungsmitglied der WNBA wartet das Team aus Brooklyn seit 27 Jahren auf die erste Meisterschaft. Schon im vergangenen Jahr war es ganz nah dran. Erst im Finale scheiterte Liberty an den Las Vegas Aces. Der Weg zum langersehnten Titel führt jetzt im Halbfinale wieder über das Team aus Nevada.

Beim Wiedersehen mit den Meisterinnen der vergangenen beiden Jahre dürfte dann auch Nyara Sabally, die zweite deutsche Spielerin bei New York, wieder eine wichtigere Rolle spielen als noch in der ersten Playoff-Runde. Unter dem Korb bekommen es die New Yorkerinnen mit der derzeit besten Basketballerin der Welt zu tun. Las Vegas’ Center A’ja Wilson hat in der vergangenen WNBA-Saison als erste Spielerin überhaupt die 1000-Punkte-Marke geknackt und wurde dafür einstimmig zur wertvollsten Spielerin gewählt.

Um Wilsons Wirken einzuschränken, so gut es geht, wird es ab dem kommenden Sonntag in der Best-of-Five-Serie auch auf die jüngere der beiden Sabally-Schwestern in der WNBA ankommen. Denn Nyara wird in New York mit ihrer Körpergröße von 1,96 Meter regelmäßig auf der Center-Position eingesetzt. Von der Bank kommend wird sie versuchen, dem Superstar der Aces möglichst wenig Raum zur Entfaltung zu geben. Und dann ist da ja auch noch der neue Liberty-Trumpf, den das Team im letzten Playoff-Duell gegen Las Vegas noch nicht dabei hatte. Egal ob als Starterin oder von der Bank – Leonie Fiebich soll zum entscheidenden Faktor werden, um das Titel-Triple von Las Vegas zu verhindern und endlich die erste Meisterschaft nach New York zu holen.

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