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Auch Bayerns B-Elf dominiert die Bundesliga

Trotz Rotation gewinnen die Münchner gegen Bayer Leverkusen mit 3:0 – jetzt wartet Paris St. Germain

  • Elisabeth Schlammerl, München
  • Lesedauer: 4 Min.
Bayerns Jonathan Tah (l.) feierte gegen seine ehemaligen Leverkusener Teamkollegen ein erfolgreiches Wiedersehen.
Bayerns Jonathan Tah (l.) feierte gegen seine ehemaligen Leverkusener Teamkollegen ein erfolgreiches Wiedersehen.

Es hätte schiefgehen können. Den Termin für die Jahreshauptversammlung des FC Bayern nach dem Spiel gegen jene Mannschaft zu setzen, die in den vergangenen Jahren den deutschen Rekordmeister mächtig geärgert hat. Aber auf das Team von Vincent Kompany war auch im Duell mit Bayer Leverkusen Verlass. Mit dem 15. Sieg im 15. Pflichtspiel dieser Saison schafften die Münchner Profis die sportlichen Voraussetzungen für ein harmonisches Treffen der Mitglieder 18 Stunden später.

Präsident Herbert Hainer wurde mit 94 Prozent der anwesenden Mitglieder wiedergewählt und bekam damit rund zehn Prozent mehr Stimmen als vor drei Jahren. Und auch wirtschaftlich hat der Verein trotz oder vielleicht auch wegen des verordneten Sparkurses wieder ein Rekordjahr hinter sich. Der Umsatz stieg um 2,8 Prozent auf 978,3 Millionen Euro, das operative Ergebnis um 11,3 Prozent auf 187,3 Millionen. Im internationalen Vergleich bedeute das, sagte CEO Jan-Christian Dreesen: »Mia san weltklasse.« Trotz stürmischer Zeiten auf dem Transfermarkt sei der FC Bayern »nicht volatil, sondern stabil«.

Endlich ein echter Prüfstein

Ein bisschen war es auf der Jahreshauptversammlung wie derzeit auf dem Rasen. Es passt alles. In der Bundesliga steht nicht erst seit dem 3:0 gegen Leverkusen am Samstagabend fest, dass den FC Bayern national derzeit niemand stoppen kann. In Europa wartet nun aber ein echter Prüfstein auf die Münchner: Paris St. Germain, laut Sportvorstand Max Eberl »das Maß der Dinge in der vergangenen Saison«. Der Champions-League-Sieger aus Frankreich wird sicher mehr Gegenwehr leisten als Leverkusen. Dennoch oder gerade deshalb fordert Trainer Vincent Kompany »Rock ’n’ Roll« im vierten Vorrundenspiel der Königsklasse am Dienstag im Pariser Prinzenpark.

Wenn es noch eines Beweises der bayerischen Übermacht bedurfte hätte, dann haben die Münchner diesen gegen den Deutschen Meister von 2024 erbracht. Egal, wer spielt, und wo wer spielt, es sieht immer gleich gut aus. Und das hat mit der Philosophie des in der vergangenen Saison noch unterschätzten Trainer Vincent Kompany zu tun.

Personell unabhängig und positionell variabel

Er setzt Spieler auf Position ein, die sie noch nie oder nur selten gespielt haben, aber sie so interpretieren, als ob sie auf dem Rasen noch nie etwas anderes gemacht hätten. Der gelernte Mittelfeldspieler Tom Bischof glänzte gegen Leverkusen als linker Außenverteidiger, dafür machte der Außenverteidiger Raphael Guerreiro am Samstag auf der Zehnerposition eine gute Figur. Der erste 17 Jahre alte Lennart Karl hat seine beste Leistung zuletzt auf der für ihn ungewohnten Position als Spielmacher gezeigt, und der einst von Leipzig als Mittelfeldmotor verpflichtete Konrad Laimer wurde ja schon vor längerer Zeit sehr erfolgreich zum Außenverteidiger umgeschult. Harry Kane spielt ja ohnehin da, wo er gerade gebraucht wird, und erledigt seinen Job als Torjäger ganz nebenbei. Selbst mit der Rolle als Ersatzspieler am Samstag konnte er sich anfreunden.

»Jeder weiß, was er zu tun hat«, befand nach dem Sieg auch Kapitän Manuel Neuer. »Das Selbstvertrauen ist da, egal auf welcher Position, egal wer anfängt.« Dass am Samstag in der Offensive nicht das bewährte und torgefährliche Trio Kane, Michel Olise und Luis Díaz begann, aber auch die Vertreter Serge Gnabry und Niclas Jackson wie selbstverständlich trafen und Guerreiro das Leverkusener Eigentor zum 3:0 vorbereitete, unterstreicht dies. »Wir wollen nicht vom Personal abhängig sein und immer die gleiche Art und Weise Fußball spielen«, sagte Joshua Kimmich.

Das Miteinander als Erfolgsrezept

Vielleicht klappt dies so gut, weil Eitelkeiten keine große Rolle mehr spielen. »Das war noch nicht so oft so da«, weiß Kimmich. Als er 2015 zum FC Bayern kam, »waren wir individuell unglaublich gut besetzt. Da hatten wir 23, 25 Weltklassespieler«, erinnert sich der Nationalmannschaftskapitän. Aber es sei damals »ein bisschen mehr Egoismus in der Mannschaft« gewesen. Spieler, denen es wichtiger ist, selbst zu glänzen, als das Team glänzen zu lassen. Im Moment sei das anders: »Wie wir miteinander funktionieren, wie wir uns miteinander, füreinander freuen, auch wenn der andere erfolgreich ist, wie der eine für den anderen läuft, das ist schon sehr besonders«.

Am Dienstag in Paris wird sich zeigen, wie weit dieser besondere Zusammenhalt die Bayern schon tragen kann.

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