Zum Schutze der Trasse

Stillgelegte Bahnstrecken sind eine Ressource für einen klimafreundlichen Verkehr, meint Stefan Otto

Die stillgelegte Lumdatalbahn zwischen Lollar und Rabenau-Londorf in Mittelhessen wurde nicht überbaut. Im Juni 2023 erwarb sie die Hessische Landesbahn. Jetzt wird sie eingleisig reaktiviert.
Die stillgelegte Lumdatalbahn zwischen Lollar und Rabenau-Londorf in Mittelhessen wurde nicht überbaut. Im Juni 2023 erwarb sie die Hessische Landesbahn. Jetzt wird sie eingleisig reaktiviert.

Das Eisenbahnnetz in Deutschland ist in einem schlechten Zustand. Über viele Jahre ist es geschrumpft. 1994 betrug die Streckenlänge noch 44 600 Kilometer, aktuell sind es rund 39 200 Kilometer. Viele Verbindungen liegen inzwischen brach – selbst mittelgroße Städte wie Aurich in Ostfriesland oder Würselen in Nordrhein-Westfalen haben keinen Bahnanschluss mehr.

Für eine klimafreundliche Ausrichtung des Verkehrs ist die Bahn allerdings von eminenter Bedeutung – denn in der Klimabilanz schneidet die Schiene gegenüber der Straße deutlich besser ab. Insofern erscheint es geradezu notwendig, stillgelegte Strecken zu reaktivieren.

Das ist auch der Hintergrund, weshalb brachliegende Bahnbetriebsflächen laut Gesetz vom Oktober 2023 zu einem »überragendem öffentlichen Interesse« erklärt wurden. Sie sind damit besonders geschützt und dürfen nur überbaut werden, wenn es Projekte gibt, die noch wichtiger für die Allgemeinheit sind. Dieser hohe Schutzstatus ergibt Sinn, denn es kostet ungleich weniger, eine bestehende Strecke zu restaurieren, als sie komplett neu zu planen und zu bauen. Diese vorhandene Infrastruktur sollte weiterhin erhalten bleiben.

Zu oft hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass Betriebsflächen der Bahn vorschnell überbaut wurden. Das ist ein gewichtiges Argument gegen den Vorstoß der CDU/CSU-Fraktion. Die will die Hürden für eine Überbauung wieder senken, um Platz für den Wohnungsbau zu schaffen. Sie fordert mehr Spielraum und verweist gerne auf den Stuttgarter Hauptbahnhof, wo durch die neue Gesetzeslage geplante Stadtquartiere auf der Kippe stehen. Doch wenn ausgerechnet die, die über Jahrzehnte eine äußerst kurzsichtige Verkehrspolitik betrieben haben, mit Augenmaß argumentieren, sollte Vorsicht geboten sein. Wenn die Bahn ihre Wachstumsziele ernst nimmt, wird so manche stillgelegte Trasse noch gebraucht werden.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -