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Kliniken in Beirut bombardiert
Immer weniger Hilfsgüter erreichen Gazastreifen
In Beirut ist es in diesen Tagen noch um die 20 Grad warm. Doch weiter östlich, auf dem Land, wo es gebirgiger wird, sinken die Temperaturen bereits in den einstelligen Bereich und fügen der Lage im Libanon eine zusätzliche Dramatik hinzu: Hunderttausende haben sich seit dem Kriegsausbruch in den Norden des Libanon und in die Grenzregion zu Syrien geflüchtet, wo die meisten ausharren müssen, bis die syrischen Behörden ihnen die Einreise erlauben.
Hilfe und Unterstützung sind rar, auch wenn sich die Mitarbeiter der Vereinten Nationen, des Roten Kreuzes und anderer Organisationen nach Leibeskräften bemühen: Viele Möglichkeiten, Hilfsgüter schnell in den Libanon zu schaffen, gibt es nicht. Rund um den internationalen Flughafen von Beirut gibt es immer wieder israelische Luftangriffe. Und die marode Infrastruktur des Landes tut ihr Übriges.
Mehr Bomben auf Beirut
Das israelische Militär intensiviert die Bombardements im Libanon; es seien die schwersten Angriffe seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der militanten islamistischen Hisbollah gewesen, heißt es bei der Uno. Getroffen wurde dabei auch die Universitätsklinik von Beirut, berichtete die Deutsche Presseagentur (dpa). »Es gibt schweren Sachschaden«, sagte Dschihad Saada, Direktor der Universitätsklinik Rafik Hariri. Glasfassaden, Wände und Solarpanels seien beschädigt worden. Bei dem Angriff in Nähe der Klinik wurden dem Gesundheitsministerium zufolge mindestens 18 Menschen getötet und 60 weitere verletzt.
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In den vergangenen Tagen hat die israelische Armee erneut Ziele in Beirut angegriffen, die man der Hisbollah zurechnet. Aktuell gehe man gegen die finanzielle Infrastruktur der Hisbollah vor, sagen israelische Militärsprecher und melden auch gleich einen ersten Erfolg: Man habe einen riesigen Bunker unter dem Beiruter Al-Sahel-Krankenhaus angegriffen, in dem »eine halbe Milliarde Dollar in Gold und Bargeld« gelagert worden seien. Außerdem habe sich dort zeitweise der Ende September getötete Hisbollah-Generalsekretär Hassan Nasrallah aufgehalten. Die libanesische Regierung müsse das Geld nun beschlagnahmen, so die Forderung aus Tel Aviv, wo das Verteidigungsministerium seinen Sitz hat.
Falsche Anschuldigungen durch israelisches Militär
Es ist nahezu unmöglich zu sagen, was wahr, was unwahr ist. Der Direktor des Al-Sahel-Krankenhauses, Fadi Alameh, bestreitet die Vorwürfe der israelischen Armee, dass sich unter dem Klinikgebäude ein Bunker der Hisbollah-Miliz befindet, berichtete die dpa: »Die israelischen Vorwürfe sind unwahr und ein Weg, die Angriffe auf den Libanon und dessen Einrichtungen zu rechtfertigen«, schrieb er auf der Plattform X. Dem Fernsehsender Al-Dschadid sagte er: »Es ist ein privates Krankenhaus. Es gibt unterirdische Operationsräume, es gibt Patienten. Es gibt keine Tunnel, das sind erfundene Behauptungen.« Fadi Alameh rief die libanesische Armee und die UN-Mission Unifil auf, das Gebäude zu durchsuchen, um zu belegen, ob es dort Tunnel gebe oder nicht.
»Im Moment gelangt fast nichts in den Gazastreifen.«
Sam Rose UNWRA-Vizechef im Gazastreifen
Tatsache ist jedoch, dass die Hisbollah vor dem Krieg über sehr viel Geld verfügte, denn nur so konnte sie ihre Strukturen finanzieren. Die Bargeld-Unterstützung durch die iranischen Revolutionsgarden wird auf umgerechnet mehrere hundert Millionen Euro im Jahr geschätzt. Fakt ist aber auch, dass dieses Geld nicht einfach auf Bankkonten gelagert werden kann – wegen der internationalen Sanktionen gegen die Revolutionsgarden und gegen Teile der Hisbollah. Aber vor allem, weil libanesische Banken nicht genug Bargeld vorrätig haben, um Guthaben auszuzahlen.
Fantasieerzählungen über Hisbollah-Godschatz
Die Nachricht vom riesigen Gold- und Geldschatz unter den Füßen der einfachen Leute, die schon vor dem Krieg alle Mühe hatten, irgendwie über die Runden zu kommen, beflügelt deshalb die Fantasie. Unter der christlichen und drusischen Bevölkerung, aber immer öfter auch unter libanesischen Schiiten wird laut darüber nachgedacht, ob es nicht sein könnte, dass ein Teil des fehlenden Bargelds in diesem Bunker unter dem Sahel-Krankenhaus gelandet ist, für die Finanzierung eines Krieges, mit dem sich nur wenige identifizieren.
Ein Sprecher des amtierenden Regierungschefs Nadschib Mikati wollte sich nicht dazu äußern. Mitarbeiter des Innenministeriums sprechen indes von ihrer Sorge, dass sich die Stimmung nun schnell gegen die Hisbollah radikalisieren und in einen weiteren Bürgerkrieg münden könnte.
Wenig Hoffnung auf Waffenruhe
Die Bemühungen um einen Waffenstillstand gehen derweil weiter: US-Außenminister Anthony Blinken ist zum elften Mal seit Oktober 2023 in die Region gereist; außerdem traf Amos Hochstein, Nahost-Beauftragter von US-Präsident Joe Biden, in Beirut ein, nachdem er sich in Jerusalem mit Regierungschef Benjamin Netanjahu getroffen hatte. Beide bemühen sich schon seit dem Kriegsausbruch im Gazastreifen vor einem Jahr um eine diplomatische Lösung, bisher vergeblich.
Die Hoffnung, dass sich das nun ändert, ist homöopathisch. Israels Premier gab Hochstein eine Forderungsliste mit auf den Weg nach Beirut: Die Hisbollah solle sich 30 Kilometer weit von der Grenze hinter den Litani-Fluss zurückziehen und die Waffen niederlegen. Außerdem fordert Netanjahu freien Zugang zum libanesischen Luftraum für die israelische Luftwaffe. Rückzug und Entwaffnung wurden vom Uno-Sicherheitsrat bereits 2006 in Resolution 1701 festgelegt. Der Zugang zum libanesischen Luftraum wird jedoch von der dortigen Regierung als Verletzung der Souveränität des Libanon gesehen.
Pläne zum Wiederaufbau israelischer Siedlungen im Gazastreifen
Gleichzeitig wird auch im Gazastreifen weiter gekämpft, vor allem im Norden und Süden gab es Bombardements. Auf der israelischen Seite trafen sich derweil ultrarechte israelische Politiker, darunter die rechtsradikalen Minister Itamar Ben Gwir und Bezalel Smotrich sowie Abgeordnete des Likud, um über einen Wiederaufbau der israelischen Siedlungen im Gazastreifen zu sprechen. Vor allem im Norden des Gazastreifens sei die humanitäre Lage nun katastrophal, bemängelt der stellvertretende Direktor des Uno-Flüchtlingshilfswerks für die Palästinenser (UNRWA) im Gazastreifen, Sam Rose: »Im Moment gelangt fast nichts in den Gazastreifen«, sagte er dem US-Nachrichtensender CNN. Israels Militär wies die Aussage als »Lüge« zurück. Seit Mai seien mehr als 500 000 Tonnen an Hilfsgütern mit 26 000 Lastwagenfuhren in den Landstrich geliefert worden.
Die Statistik des Uno-Koordinierungsbüros für humanitäre Angelegenheiten weicht allerdings deutlich von den Militärangaben ab: Wurden im April noch 169 humanitäre Lieferungen täglich abgefertigt, sank diese Zahl ab Mai kontinuierlich auf nur noch 62 im September. Eine Lkw-Ladung umfasst in der Regel 20 Tonnen. Vor Kriegsausbruch lagen die täglichen Fuhren bei 500 pro Tag.
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