Bob ohne Frührente

Sarah Yolanda Koss über ein neues Dilemma der Altersvorsorge

Handwerker kommen häufig gar nicht auf die 45 Versicherungsjahre, um in Frührente gehen zu können.
Handwerker kommen häufig gar nicht auf die 45 Versicherungsjahre, um in Frührente gehen zu können.

Ein Assoziationsspiel: Sie denken an die Rente mit 63 – wen sehen Sie vor sich? Eine Person mit gelbem Schutzhelm, Bretter sägend vor einem Baugerüst? Auch (Noch-)Arbeitsminister Hubertus Heil spricht gerne von Bauarbeitern und Pflegekräften, wenn er die Frührente nach 45 Arbeitsjahren wieder einmal gegen FDP und CDU verteidigen muss. Ihnen werden sie doch nach all der Schufterei nicht den wohlverdienten Lebensabend stehlen, so sein Tenor. Jetzt zeigt sich durch eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung: Tatsächlich profitieren vor allem Personen, die geringerer Arbeitsbelastung ausgesetzt sind, von dem Modell. Ungerecht? Schon. Steilvorlage für eine christdemokratische Wirtschaftspolitik? Weniger. Denn Männer, die besonders viel körperlicher Anstrengung und Stress ausgesetzt sind, kommen häufig gar nicht erst auf die 45 Versicherungsjahre.

Nebenbei, ja, es geht in der Studie nur um Männer, weil es keine Daten zu Kindererziehungszeiten gibt. Bei Männern fallen Kinder in der Berufsbiografie so wenig ins Gewicht, dass die Datenlücke für die Studie irrelevant war. Aber das ist ein anderes Problem.

Die Studienautoren schlagen jedenfalls ein flexibleres Rentensystem vor, das die Arbeitsbelastung berücksichtigt. Sinnvoll, eigentlich müsste man aber schon viel früher anzusetzen – an einem Arbeitsmarkt, auf dem es offensichtlich normal ist, dass sich Menschen kaputtarbeiten. Anders formuliert und frei nach Bob dem Baumeister: »Können wir andere Arbeitsverhältnisse schaffen?«

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