»Biolandbau eröffnet Chancen«

Theophilus Mudzindiko über Landwirtschaft im Einklang mit der Natur

  • Interview: Helen Bauerfeind, WFD
  • Lesedauer: 3 Min.
Kleinbäuerin Lucia Sora untersucht eine Sorghumrispe aus ihrer Ernte.
Kleinbäuerin Lucia Sora untersucht eine Sorghumrispe aus ihrer Ernte.

PELUM Zimbabwe setzt sich seit fast 30 Jahren sehr erfolgreich für nachhaltigen Biolandbau ein. Wie erreicht ihr die Bäuerinnen und Bauern vor Ort?

PELUM arbeitet mit zivilgesellschaftlichen Organisationen zusammen, die mit Kleinbäuerinnen und -bauern kooperieren. Diese bauen mithilfe agrarökologischer Methoden traditionelle und biologische Lebensmittel an und nutzen Biodünger.

Was bedeutet Agrarökologie?

Interview

Theophilus Mudzindiko ist Programm-Manager bei PELUM Zim­babwe. Über nachhaltige Anbaumethoden sprach mit ihm für den Weltfriedensdienst Helen Bauerfeind.

Agrarökologie ist Landwirtschaft im Einklang mit der Natur. Es geht darum, den Menschen als Teil des Ökosystems zu betrachten und unsere gemeinsamen Ressourcen – Flüsse, Wasser, Böden und auch Insekten, die uns bei der Nahrungsmittelproduktion helfen – zu schützen.

Wie werden diese nachhaltigen Methoden vor Ort vermittelt?

Wir haben vier gemeinsame Lernprogramme entwickelt. Dabei handelt es sich um mehrjährige Programme, die von mehreren zivilgesellschaftlichen Organisationen gemeinsam durchgeführt werden. Es gibt eines zum Thema Saatgut, um die Saatgutsouveränität zu fördern. Zweitens gibt es ein Programm zum nachhaltigen Land- und Viehmanagement. In einem dritten Lernprogramm befassen wir uns mit agrarökologischen Märkten. Zu guter Letzt haben wir ein Advocacy-Programm (Interessenvertretungsprogramm, d. Red.), bei dem die Bäuerinnen und Bauern direkt mit Regierungsvertretern zusammengebracht werden. Diese Advocacy-Arbeit beruht auf partizipativer Aktionsforschung.

Wie funktioniert ganzheitliches Land- und Weidemanagement?

In der Vergangenheit wurde Land oft überweidet, das heißt, die Flächen wurden von zu vielen Herden genutzt. Das hat vielerorts zu Wüstenbildung geführt. Wir beraten Gemeinschaften, wie diese Flächen wieder fruchtbar gemacht und wie sie in Zukunft nachhaltig genutzt werden können. Es sind Regionen, in denen es im Jahr nur ein einziges Mal regnet! Doch auch hier kann man Vieh sinnvoll halten – wenn sich die Gemeinschaften gut absprechen. Wir bringen hier auch das Wissen unserer indigenen Gemeinschaften mit ein.

Ein weiteres PELUM-Lernprogramm betreibt partizipative Aktionsforschung. Was hat es damit auf sich?

Im Rahmen dieses Programms empowern wir Bäuerinnen und Bauern und vermitteln ihnen, dass sie selbst herausfinden können, wie agrarökologische Anbaumethoden auf ihren Böden am besten funktionieren. Wir nutzen auch die Expertise von Fachleuten, aber ebenso wichtig sind die eigenen Erfahrungen der Bäuerinnen und Bauern. Im Rahmen des Programms werden handfeste Daten wie Ernteerträge gesammelt und ausgewertet.

Soliaktion – Teilen macht satt

Die nd.Soliaktion, die wir gemeinsam mit SODI, INKOTA und Weltfriedensdienst durchführen, ermöglicht Menschen, eine lebenswerte Zukunft selbst zu gestalten. In diesem Jahr widmet sich die Solidaritätskampagne Projekten in Südafrika, Simbabwe sowie in El Salvador und Guatemala (Berichte zu allen Projekten hier). Mit Beträgen von 43 bis 240 Euro unterstützen Sie kleinbäuerliche Familien und Gemeinschaften vor Ort, Methoden zur Anpassung an den Klimawandel zu erlernen und mit traditionellem Wissen zu verbinden, um so ein nachhaltiges Auskommen zu schaffen sowie Armut entgegenzuwirken.


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Dieses Wissen kann viel bewirken, richtig?

Es ist unser Anliegen, die Politik auf nationaler Ebene zu beeinflussen. Dazu braucht es zunächst valide Daten darüber, was die agrarökologischen Anbaumethoden wirklich bringen. Und es kommt noch etwas hinzu: Wenn wir Bäuerinnen und Bauern in unseren Lernprogrammen zusammenbringen, wird ihnen schnell klar, dass sie gemeinsam stärker sind. Sie können neue, gemeinschaftliche Wege entwickeln, um die Probleme zu lösen, mit denen sie konfrontiert sind. Gemeinsam bilden sie eine kollektive Stimme, um sich auch gegenüber politischen Entscheidungsträger*innen für nachhaltige Anbaumethoden starkzumachen.

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