Covid-Pandemie im Halbschatten

Die Datenlücken zur Frühphase von Sars-CoV-2 bleiben bestehen

Die ernste Miene des WHO-Generaldirektors ist verständlich.
Die ernste Miene des WHO-Generaldirektors ist verständlich.

Wer glaubt, dank Internet und KI seien Daten zu allen wichtigen Dingen im Überfluss verfügbar, den belehrte die Covid-19-Pandemie eines Besseren. Zwar wurde seinerzeit der Verlauf fast in Echtzeit minutiös nachgezeichnet, aber die Anfänge vor fünf Jahren liegen bis heute zumindest im Halbschatten.

Das ärgert viele Wissenschaftler, denn es geht um die zentrale Frage, wie ein harmloses Fledermaus-Virus so mutierten konnte, dass es zur hochansteckenden, tödlichen Gefahr für Menschen weltweit werden konnte. Und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) möchte die Übertragungswege exakt nachzeichnen, um daraus zu lernen, wie man Ausbrüche neuer Krankheiten rechtzeitig eindämmen kann.

China veröffentlichte zwar zeitnah die Gensequenz, was wichtig für die Entwicklung von Tests und Impfstoffen war. Aber auf detaillierte Daten zum Ausbruch in Wuhan 2019 wartet man bis heute vergeblich. Begann man vielleicht zu spät mit Untersuchungen, was ein schlechtes Licht auf die Gesundheitsbehörden werfen würde, oder will man wirtschaftliche Schäden für die in Verdacht stehende Branche der Tierfarmen vermeiden?

Das ist so unklar wie der Ursprung von Sars-CoV-2, zu dem es bisher nur – mehr oder weniger plausible – Annahmen gibt. Das ruft natürlich Verschwörungsleute auf den Plan, die die These vom Laborunfall verbreiten. Dies bleibt eine reine Mutmaßung, ist aber auch nicht widerlegt.

Und so bleibt Desinformation weiter ein wichtiger Faktor. WHO-Generalsekretär Adhanom Ghebreyesus hat sicher recht, wenn er zum Lernen aus Corona für künftige Pandemien sagt: Die Welt hätte immer noch mit einigen der Schwächen und Anfälligkeiten zu kämpfen, durch die Covid-19 vor fünf Jahren Fuß fassen konnte.

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