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Schluss mit Party
Tupperware stellt Betrieb europaweit ein
Die Tupperdose ist nicht zu retten, jedenfalls in Europa ist die Party aus. Nach der Insolvenz im November geht es Vertriebsgesellschaften und auch dem Werk im belgischen Aalst an den Kragen. Bestellungen von Dezember werden noch ausgeliefert, ansonsten sei die Geschäftstätigkeit in Deutschland, Österreich, Frankreich, Belgien, Italien und Spanien eingestellt, so die Unternehmens-Webseiten.
Frischhaltedosen, Rührschüsseln, Thermobehälter, allerlei Küchengerät – Tupperware bot mehr als verschließbare Plastekisten. Das Design – und darunter auch die Farbgebung – wurde immer wieder angepasst. Einzelne Produkte erhielten regelmäßig Preise für Gestaltung, mehrmals einen Red-Dot-Award, zuletzt 2024. Eigentlich stammen die Behälter aus Zeiten, in denen viele Haushalte ohne Kühlschrank klarkamen. Earl S. Tupper hatte sie entwickelt. Seinen luft- und wasserdicht schließenden Deckel ließ er sich 1949 patentieren. Das spezielle Zischen beim Öffnen, der »Tupper-Seufzer«, musste vorgeführt werden, ebenso andere Funktionen neuer Produkte. Direktmarketing als Party in Privathaushalten löste das Hausieren von Tür zu Tür ab.
Am zunächst lange erfolgreichen Vertriebsmodell ging die Modernisierung jedoch vorbei. 100 000 Beraterinnen in Europa, davon 12 000 Selbstständige allein in Deutschland, müssen jetzt sehr tapfer sein. Ursprünglich galt der Job für Hausfrauen als unverdächtige Zuverdienstchance, schnell ging es aber im Direktvertrieb um Umsätze und Aufstieg. In Zukunft will sich der angeschlagene US-Konzern auf Kernmärkte in Mittel- und Nordamerika sowie Brasilien, China und Indien konzentrieren.
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