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Die Alleingelassenen
Kinder bleiben immer länger in den Kitas. Darauf sind nicht alle Einrichtungen vorbereitet
Wie Kinder aufwachsen, hat sich in den vergangenen Jahren sehr verändert. Heute verbringen sie viel mehr Zeit im Kindergarten. Das Statistische Bundesamt verzeichnet im Zeitraum von 2014 bis 2024 einen deutlichen Anstieg bei Kindern, die länger als 35 Stunden in der Woche betreut werden. Dies ist auf den massiven Ausbau der Kita-Kapazitäten zurückzuführen, um Eltern mehr Raum für Erwerbsarbeit zu geben. Das könnte eine Erfolgsgeschichte sein, wenn da nicht die immensen strukturellen Probleme in den Kitas wären.
Schließlich ist der Kita-Ausbau alles andere als glatt verlaufen. Zwar wurden viele neue Plätze geschaffen, aber es fehlt oft an Fachkräften, um für eine kindgerechte Betreuung zu sorgen. Erziehungswissenschaftler und die GEW werden nicht müde zu betonen, dass es dringend eine bessere Betreuungsquote brauche. Die beiden Kita-Gesetze konnten die Missstände nicht beheben, unter denen Kinder besonders leiden: Sie müssen länger in Einrichtungen verweilen, in denen für sie häufig keine guten Bedingungen herrschen.
Dass sich daran etwas ändert, ist nicht absehbar. Für die Unionsparteien erschöpft sich die frühkindliche Bildung vor allem in einem Sprachtest vor der Einschulung. Kitas spielen in ihrer Agenda kaum eine Rolle, und so finden sie auch keinen passablen Umgang damit, dass durch die Zuwanderung die Gruppen viel diverser geworden sind. Dafür braucht es Konzepte. Der Ruf nach einer Leitkultur, der von der Union wie der AfD kommt, hilft indes nicht weiter.
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