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Sparen als Krisebewältigung: Die Angst hat sich erschöpft
Es braucht mehr als Sparen in der Krise
Es ist doch paradox: Da gehen Jahre der Krise durchs Land und zugleich nimmt die Zahl der verschuldeten Menschen immer weiter ab. Das stellt der Schuldnerbericht von Creditreform fest. Intuitiv vermutet man doch das Gegenteil. Steigende Lebenshaltungskosten wie Miete, Energie und Lebensmittel sind, das gibt Creditreform auch an, Faktoren, die zur Verschuldung beitragen – und sie sind in den vergangenen Jahren beträchtlich gestiegen. Da diese Ausgaben die kleinen Geldbeutel besonders stark belasten – ein Millionär kann nun mal nicht so viel fressen, wie er sich an Essen kaufen kann –, reden wir also über die kleinen Leute, die mit den kleinen Einkommen und dem Bürgergeld.
Wieso haben sich diese Leute also nicht stärker verschuldet? Die Antwort liefert Creditreform gleich mit. »Krisenangst« lässt die Leute ihr Geld zusammenhalten. Aus Unsicherheit hielten sie sich beim Konsum zurück. Wir geben also noch weniger aus als zu Zeiten mit normalen Preisen. So sehr hat sich offenbar das Mantra der individuellen Verantwortung für die finanzielle Lage verfestigt, dass Einzelne Sparen als Mittel zur Krisenbewältigung wählen.
Doch dürfte sich die Wirkung des Sparens bald erschöpfen, dürfte Frieren und das Durchforsten von Discounter-Prospekten nicht mehr ausreichen. Ab diesem Jahr, so ahnen es zumindest die Ökonomen von Creditreform voraus, sollen wieder mehr Menschen ihre wenigen Rechnungen nicht bezahlen können. Dann müssen wir uns was einfallen lassen, dann müssen wir geeignete Alternativen zu Angst und Sparen finden.
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