Berlin Volleys feiern 15. Meistertitel: Erst Aufatmen, dann Party

Mit einem glatten 3:0 gewinnt der Rekordmeister die Finalserie gegen die SVG Lüneburg

  • Lennart Garbes
  • Lesedauer: 4 Min.
Ehrenrunde mit Schale: Jake Hanes feierte am Samstag seinen 27. Geburtstag und seinen ersten Meistertitel mit den Volleys.
Ehrenrunde mit Schale: Jake Hanes feierte am Samstag seinen 27. Geburtstag und seinen ersten Meistertitel mit den Volleys.

Kurz vor der Meisterparty wurde es dann doch noch einmal spannend. Als die SVG Lüneburg am Samstagabend vor 8553 Fans in der ausverkauften Max-Schmeling-Halle mit dem Rücken eigentlich schon durch die sprichwörtliche Wand durchgebrochen war, löste sich etwas. Während sich der Rekordmeister aus Berlin Punkt für Punkt an den neunten Titel infolge heranarbeitete, zeigten die Niedersachsen das, was sie in dieser Saison zum größten Widersacher der Volleys gemacht hat.

Nach zwei verlorenen Finalspielen in der vergangenen Woche und zwei verlorenen Sätzen am Samstag spielte Lüneburg plötzlich wieder mit der Leichtigkeit, mit der sie in diesem Jahr bis ins Viertelfinale der Champions League und in die Endspielserie um die deutsche Meisterschaft gekommen waren. »Man hat gemerkt, dass es irgendwann den Moment gab, wo sie gesagt haben: ›Jetzt ist uns egal, was kommt, wir hauen auf jeden Ball drauf‹ und dann wurde es auch noch mal ein bisschen knapp«, räumte Volleys-Zuspieler Johannes Tille nach dem Spiel ein.

Schlagabtausch auf Augenhöhe

Nach dem dominanten 25:12 im ersten Satz und dem deutlich engeren 25:23 im zweiten entfaltete sich im dritten Durchgang ein hochklassiger Schlagabtausch zwischen den beiden besten deutschen Volleyballteams. Nach einer frühen Berliner Führung kam Lüneburg zurück und ging sogar mit 16:14 in Führung. Doch letztlich überwog die Qualität des Titelverteidigers. Kapitän Ruben Schott mit zwei nervenstarken Aufschlägen und Geburtstagskind Jake Hanes mit mehreren donnernden Angriffsschlägen brachten die Volleys wieder nach vorne. Wenig später nutzte Berlin den zweiten Matchball zum 25:21 und sorgte für Aufatmen in der Halle.

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»Gerade ist die Erleichterung noch größer als die Freude, dass wir es geschafft haben nach der schwierigen Phase während der Saison, dass wir am Ende wieder so zurückgekommen sind«, zeigte sich Nationalspieler Tille nach der Überreichung der Meisterschale eher entlastet als glücklich. Der Tiefpunkt im Februar mit dem Champions-League-Aus gegen Lüneburg nagt immer noch an den Hauptstädtern. Das war auch bei Volleys-Manager Kaweeh Niroomand nach der Siegerehrung deutlich rauszuhören: »Alle Zweifler, alle Kommentatoren, alle Kommentare, über die wir bisher kein Wort gesagt haben, die sollten sich jetzt mal an die eigene Nase fassen und das nächste Mal abwarten, bis der Käse gegessen ist.«

Zumindest in Deutschland stehen die Volleys jetzt wieder unangefochten an der Spitze der Nahrungskette. Nur einen Satz gaben sie in den drei Finalspielen gegen Lüneburg ab. Nach dem Ligacup-Erfolg im September und dem Sieg im DVV-Pokal im März haben die Berliner mit ihrem insgesamt 15. Meistertitel nun auch zum dritten Mal in Serie das nationale Triple gewonnen – und das, obwohl der Rekordmeister nach acht Zugängen im vergangenen Sommer grundlegend neu zusammengestellt wurde. Doch Cheftrainer Joel Banks formte auch aus dieser neuen Version der Volleys ein Team, das ohne Verletzungsprobleme in der Bundesliga kaum zu schlagen ist, insbesondere in einer Playoff-Serie über mehrere Spiele.

Meisterschale für alle und Bier aus Schuhen

Und weil einige dieser neuen Spieler am Samstag ihre erste deutsche Meisterschaft feiern durften, kam auch die zu Beginn etwas gedämpfte Partystimmung nach dem offiziellen Konfettiregen noch besser in Gang. Jake Hanes, der mit 22 Punkten mal wieder ein Garant für den Sieg war, durfte sich an seinem 27. Geburtstag auch noch über die Auszeichnung als wertvollster Spieler der abgelaufenen Bundesligasaison freuen.

Auf seiner Ehrenrunde sorgte der US-Amerikaner dann dafür, dass gefühlt die ganze Halle einmal die Meisterschale berühren konnte. Hanes’ Landsmann Matthew Knigge ließ sich von Nehemiah Mote in die zweifelhafte Tradition des Bier-aus-den-eigenen-Sportschuhen-Trinkens einführen. Und auch Manager Niroomand vergaß schnell seinen Groll gegen die Medien und küsste im Liegestütz den Hallenboden.

Am anderen Ende der Max-Schmeling-Halle feierten aber auch die mitgereisten Lüneburger Fans ihre Mannschaft mit lauten »Vizemeister«-Sprechchören und erinnerten alle daran, dass mit diesem jungen Team auch in der kommenden Saison zu rechnen sein wird. Genügend Potenzial haben die Niedersachsen, um die Volleys in der kommenden Saison noch mehr zu ärgern als in dieser.

Auch in Friedrichshafen und Giesen wird man sich schon die Köpfe zerbrechen, wie die Dominanz des Rekordmeisters gebrochen werden kann. »Nächste Jahr werden bestimmt wieder alle versuchen, die Berlin Volleys zu schlagen«, war sich Joel Banks schon während der Meisterfeier sicher. Wirklich besorgt wirkte der britische Coach darüber aber nicht.

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