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Israelische Soldaten schießen in Richtung europäischer Diplomaten
Auch Deutscher Teil der Gruppe, die für offiziellen Besuch ins Westjordanland gereist war
Jerusalem. Israelische Soldaten haben am Mittwoch im Westjordanland Schüsse in Richtung von Diplomaten abgefeuert. Es habe sich um »Warnschüsse« gehandelt, weil die Delegation von der vorgesehenen Route »abgewichen« sei, erklärte die israelische Armee anschließend und äußerte ihr »Bedauern« über den Vorfall. Es seien keine Verletzten gemeldet worden.
Zuvor hatte die Palästinensische Autonomiebehörde erklärt, der Vorfall habe sich in der Stadt Dschenin ereignet. Sie veröffentlichte zugleich ein Video, das zwei Soldaten zeigt, die mit Gewehren auf eine Menschengruppe zielen.
Kurz nach Bekanntgabe der Schüsse wurde internationale Kritik laut: »Wir fordern Israel auf, diesen Vorfall zu untersuchen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen«, sagte die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas in Brüssel. »Jegliche Bedrohung des Lebens von Diplomaten ist inakzeptabel.«
Auch ein Belgier befand sich nach Angaben des belgischen Außenministers Maxime Prévot in der Gruppe von »etwa 20 Diplomaten«, die für einen offiziellen Besuch in das Westjordanlands gereist waren. »Diese Diplomaten absolvierten einen offiziellen Besuch in Dschenin, der jedoch mit der israelischen Armee koordiniert worden war, in einem Konvoi von etwa 20 klar identifizierbaren Fahrzeugen«, erklärte Prévot im Onlinedienst X.
»Wir fordern die israelische Regierung auf, sofort zu klären, was passiert ist«, erklärte Italiens Außenminister Antonio Tajani auf X. Er fügte hinzu, dass es sich bei einem der Diplomaten um einen Italiener handele, dem es »gut« gehe.
Auch Spaniens Außenministerium verurteilte den Beschuss scharf. Ein Diplomat des Landes habe sich ebenfalls in der Gruppe befunden, ihm gehe es »gut«. »Wir stehen in Kontakt mit anderen betroffenen Ländern, um eine gemeinsame Antwort auf das Geschehene zu geben, das wir aufs Schärfste verurteilen«, teilte das Ministerium der Nachrichtenagentur AFP mit.
Auch ein deutscher Diplomat und ein Fahrer des Vertretungsbüros Ramallah war in der Gruppe, in deren Richtung vom israelischen Militär geschossen wurde. Wie das Auswärtige Amt am Mittwochnachmittag mitteilte, hatte sich die Delegation für den Besuch mit der Palästinensischen Behörde und der israelischen Armee im Westjordanland koordniert. Das Ministerium sprach von einem »unprovozierten Beschuss«, den man scharf verurteile. »Wir können von Glück reden, dass nichts Schlimmeres passiert ist«, hieß es weiter. Außenminister Wadephul forderte demnach eine umgehende Aufklärung des Vorfalls und betonte, dass die unabhängige Beobachterrolle diplomatischer Vertretungen keine Bedrohung für israelische Sicherheitsinteressen darstelle. Wadephul habe nach dem Vorfall mit den betroffenen Mitarbeitern telefoniert und werde das Thema auch gegenüber seinem israelischen Amtskollegen ansprechen.
Die im Westjordanland regierende Palästinensische Autonomiebehörde verurteilte »das abscheuliche Verbrechen der israelischen Besatzungstruppen, die während eines Besuchs im Raum Dschenin eine im Staat Palästina akkreditierte diplomatische Delegation gezielt mit scharfer Munition unter Beschuss nahmen«. AFP/nd
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