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Südafrikas Weglächeldiplomatie
Christian Selz über Cyril Ramaphosas Besuch bei Donald Trump
Die Gemütsruhe von Cyril Ramaphosa ist bewundernswert. Eine gute Stunde lang ließ der südafrikanische Präsident das substanzlose Geblubber von Donald Trump über sich ergehen. Der US-Regimechef führte in seinem Oval Office eigens einen Videozusammenschnitt zum herbeifantasierten Völkermord an weißen Farmern in Südafrika vor, behauptete sie würden enteignet und »in vielen Fällen hingerichtet«, und überreichte einen Stapel ausgedruckter vorgeblicher Medienberichte zu Morden an weißen Landwirten. Obwohl, so Trump, »die Medien darüber nicht berichten«. Trump wollte dem Gast aus Südafrika die Situation in Südafrika erklären. Doch die Provokation lief ins Leere. Denn Ramaphosa drehte den Spieß um. Ja, in seinem Land gebe es ein Problem mit Kriminalität, unter der alle Menschen litten. Aber die USA könnten helfen: Wenn sie Südafrika nicht mit Zöllen belegten, sondern stattdessen dort investierten, würden die Wirtschaft angekurbelt, Arbeitsplätze geschaffen und letztlich Kriminalität zurückgedrängt.
Trump lobte sich selbst dafür, dass er die Kriege in der Ukraine, im Kongo sowie zwischen Indien und Pakistan beenden würde. Ramaphosa ergänzte den Unsinn noch mit der Schleimspur, dass Trump und er ja auch in Gaza Frieden wollten. Nur eben mit dem Unterschied, dass der eine Israels Regierung mit Waffen eindeckt und der andere sie wegen Völkermord vor den Internationalen Gerichtshof bringt. Nur Details. Denn Ramaphosa hatte ein Ziel: Südafrikas Wirtschaft vor Trumps Zöllen schützen. Trump wollte sich selbst reden hören. Am Ende lachten beide, ein potenzielles Win-Win.
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