CSDs in Brandenburg: Regenbogensommer ohne Nazis

Kampagne »Schöner leben ohne Nazis« begleitet sechs CSD-Paraden in Brandenburg

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.
Das Denkmal von Friedrich II. in Rheinsberg wird mit einer Regenbogenfahne geschmückt.
Das Denkmal von Friedrich II. in Rheinsberg wird mit einer Regenbogenfahne geschmückt.

»Besonders in ländlichen Regionen erfordert es Mut, als junger Mensch offen und sichtbar queer zu leben«, weiß Björn Schreiber, Geschäftsführer des brandenburgischen Landesjugendrings. Der Jugendring verantwortet schon seit 2013 gemeinsam mit dem Aktionsbündnis gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Rassismus die Kampagne »Schöner leben ohne Nazis«. Die dazugehörige Sommertour steht dieses Jahr unter dem Motto »Regenbogensommer«. Gezielt wird die Kampagne mit Infoständen bei sechs Christopher Street Days (CSD) dabei sein.

Los geht es an diesem Samstag um 15 Uhr mit der CSD-Demonstration vom Bahnhof Rheinsberg zum Triangelplatz. Der Europaabgeordnete Martin Sonneborn wollte kommen, musste aber aus gesundheitlichen Gründen absagen. Angekündigt sind weiterhin die Bundestagsabgeordnete Isabelle Vandré (Linke) und als Höhepunkt aus Chemnitz die Band »Kraftklub«. Der erste Rheinsberger CSD im vergangenen Jahr hatte mit 400 Teilnehmern alle Erwartungen übertroffen. Schloss Rheinsberg und die Musikakademie hatten Regenbogenfahnen gehisst – nicht zuletzt in Anspielung auf die einst hier lebenden preußischen Prinzen Friedrich und Heinrich, die sich beide zu Männern hingezogen fühlten.

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Dabei sein will die Kampagne »Schöner leben ohne Nazis« außerdem am 5. Juli beim CSD in Wittenberge, am 12. Juli beim CSD in Neuruppin und am selben Tag auch beim CSD in Luckenwalde – dem bislang ersten CSD im Landkreis Teltow-Fläming. Es folgen dann noch am 13. September der CSD in Eisenhüttenstadt und am 27. September der CSD in Oranienburg. Damit nicht genug wird die Sommertour bei sieben weiteren Terminen Station machen, darunter bei der Kundgebung »Bad Freienwalde ist bunt« am 15. Juni, beim 100. Geburtstag der evangelischen Jugendbildungsstätte Hirschluch am 21. Juni, bei der Straßenfußball-Weltmeisterschaft am Freizeitparadies Tropical Islands am 20. September und beim Festival für Vielfalt und Demokratie in Werder (Havel) am 27. September.

Dass die Sommertour überhaupt stattfinden kann, ist vier Stiftungen und zwei Vereinen zu verdanken, die großzügig spendeten. Denn die Finanzierung stand dieses Jahr auf der Kippe. Gewöhnlich kamen Fördermittel vom Land Brandenburg. Doch im Moment hat der Landtag den Doppelhaushalt 2025/26 noch nicht beschlossen.

»Die Resonanz auf unsere Idee des Regenbogensommers war überwältigend«, sagt Projektleiterin Helene Mildenberger. »Gleichzeitig ist es bitter, dass in diesem Jahr so viele staatliche Förderungen infrage stehen, denn gerade jetzt braucht die demokratische Zivilgesellschaft auch den Rückhalt des Staates.«

»Wir unterstützen ›Schöner leben ohne Nazis‹ sehr gerne, weil die Kampagne junge Menschen dazu ermutigt, gegen jede Form von Diskriminierung und gegen Rechtsextremismus aktiv zu werden.«

Oke Göttlich FC St. Pauli

Ausgeholfen hat in misslicher Lage unter anderem der Fußballverein FC St. Pauli. »Wir unterstützen ›Schöner leben ohne Nazis‹ sehr gerne, weil die Kampagne junge Menschen dazu ermutigt, gegen jede Form von Diskriminierung und gegen Rechtsextremismus aktiv zu werden«, erklärt Vereinspräsident Oke Göttlich.

»Die Kampagne ›Schöner leben ohne Nazis‹ war nie wichtiger als heute«, findet Susanne Krause-Hinrichs von der Stiftung für Toleranz und Völkerverständigung. »Wir dürfen den öffentlichen Raum nicht rechtsextremen und menschenfeindlichen Kräften überlassen«, ergänzt Kathrin Weiß von der Urbis Foundation.

Auch die Amadeu-Antonio-Stiftung hilft. Deren Mitarbeiterin Vera Ohlendorf erklärt: »Wir fördern die Kampagne, weil sie für Solidarität und Menschenrechte steht und zeigt, dass LSBTIAQ+ und Demokrat*innen im ländlichen Raum nicht allein sind. Wir alle wollen schöner ohne Nazis leben!«

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