Chinas weiter wachsende Dominanz auf dem E-Auto-Markt

Manfred Kriener hält die Krise der deutschen Autobauer für hausgemacht

  • Manfred Kriener
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Ein BYD-Auto an einer Ladesäule in Berlin
Ein BYD-Auto an einer Ladesäule in Berlin

Die deutsche Autoindustrie verliert auf wichtigen Zukunftsmärkten dramatisch an Boden. Während sich der Switch zum Elektroauto im Jahr 2024 weltweit mit 25 Prozent Zuwachs und 17 Millionen verkauften Autos weiter beschleunigte, wird die Dominanz chinesischer Hersteller immer größer. Und für die heimischen Unternehmen immer bedrohlicher. Das belegen aktuelle, von der Internationalen Energieagentur (IEA) veröffentlichte Zahlen. Sie unterstreichen den eindrucksvollen Siegeszug des Elektroautos und dokumentieren zugleich heftige Marktverschiebungen.

In Deutschland wird noch immer stur Richtung Verbrenner geschielt und das Aus für fossil befeuerte Fahrzeuge nach hinten geschoben. Doch das zunehmend verzweifelte Festhalten an Diesel- und Benzin-Fahrzeugen verschärft nur die existentielle Krise von VW, Mercedes und Co.

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Die Dominanz europäischer und insbesondere deutscher Hersteller scheint ohnehin gebrochen. Auf dem größten Automarkt der Welt, in China, rangiert kein einziger deutscher Autokonzern in den Top Ten bei Elektroauto-Verkäufen. 80 Prozent der 12,4 Millionen im Jahr 2024 in China verkauften Stromer wurden von chinesischen Firmen hergestellt, allen voran Marktführer BYD. Sie werden sich auch den großen Kuchen aufteilen, wenn dieses Jahr in der Volksrepublik bereits zwei von drei neu zugelassenen Autos elektrisch fahren. Noch eindrucksvoller ist aber eine andere Zahl: Mehr als 70 Prozent aller weltweit verkauften Elektroautos sind chinesische Modelle.

Manfred Kriener
Manfred KrienerFoto: Privat

Manfred Kriener ist Journalist und Autor in Berlin. Er schreibt regelmäßig über Umwelt, Klima und Ernährung.

Dabei lohnt der Blick über die eigene Windschutzscheibe hinaus. Brasilien, Thailand, Indonesien, Vietnam, Mexiko – all diese Länder stehen für ein explosives Wachstum ihrer Elektroautoflotte mit Zuwächsen von teilweise mehr als 100 Prozent. Der mit Abstand größte Verkäufer heißt auch hier: China. Dabei hat sich der Preisunterschied zwischen Verbrennern und Elektroautos nicht nur verringert. In einigen Ländern sind – gerade bei Kleinwagen – die aus China importierten Modelle günstiger als fossile Fahrzeuge. Im Vergleich mit deutschen Autos sind die chinesischen um Längen billiger und gleichzeitig mit elektronischen Gimmicks vollgestopft.

Noch ein Trend: Die Reichweiten-Neurose bei den Autokäufern scheint bei einem durchschnittlichen Radius von 340 Kilometern weitgehend besänftigt. Weitere wichtige Treiber für die Verkaufsrekorde sind der Rückgang der Preise – dank stark gesunkener Batteriekosten – und ein besseres Angebot mit vielen neuen Modellen; weltweit sind mehr als 700 verfügbar. Auch hier gilt: China hat die mit Abstand größte Modellpalette.

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Die Kehrseite: Die Anzahl der Autos steigt weiter. Ebenso die Fahrzeuggröße. Der Traum vom kleinen intelligenten Elektroauto, das leise durch die Straßen schnurrt, ist ausgeträumt. Gerade in Europa sind Dreiviertel aller Elektroautos große Limousinen, SUV-Dickschiffe und Pick-ups. Mit diesen teuren Großkarossen wird man in Lateinamerika und auf vielen asiatischen Märkten kaum reüssieren.

Sollte die IEA recht behalten, wird sich die Anzahl verkaufter Elektroautos bis 2030 vervierfachen. Verrückte Zollkapriolen und Handelskriege sind in dieser Prognose nicht enthalten.

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