Pläne für Jahn-Sportpark in Pankow »vollkommen überdimensioniert«

Der jüngst beschlossene Bebauungsplan für den Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Pankow sorgt für Kritik

  • Ralf Fischer
  • Lesedauer: 4 Min.
Schon der Abriss des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks in Pankow war umstritten.
Schon der Abriss des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks in Pankow war umstritten.

Die Pläne des Berliner Senats für den Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Pankow sorgen für starke Kritik. Am Donnerstag verabschiedete die Große Koalition im Berliner Abgeordnetenhaus den Bebauungsplan für die westliche Teilfläche des Geländes. Der Plan sieht unter anderem ein Stadion mit 20 000 Plätzen, eine Multifunktionshalle und ein Bürogebäude vor.

Der sogenannte B-Plan für das seit Jahren geplante Bauvorhaben weicht jedoch nach Angaben der Bürgerinitiative Jahn-Sportpark »deutlich zu Lasten der Anwohnerschaft« von jener Fassung ab, die im Mai letzten Jahres der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Die Initiative kritisiert in einer Stellungnahme, dass die kritische Resonanz auf das Planungsvorhaben aus der Bürgerschaft lediglich zu »redaktionellen Änderungen« geführt habe und somit weitestgehend unberücksichtigt geblieben sei. Den »Belangen des Sports wird ein höheres Gewicht beigemessen«, gab der Senat als Begründung für die mangelnde Umsetzung der Bürgerbeteiligung an. Die Bürgerinitiative bezeichnet dies als Farce.

Neben der mangelnden Beteiligung führt auch die Ausrichtung für die Nutzung des Geländes zu Kritik. »Mit diesem Bebauungsplan wird im Jahn-Sportpark eine große Eventarena für nationale und internationale Sportwettkämpfe – gegebenenfalls auch im Zuge der Olympiabewerbung Berlins – sowie weitere Bauwerke von erheblicher Baumasse geschaffen«, erklären Michael Efler, Sprecher für Stadtentwicklung, und Kristian Ronneburg, Sprecher für Sport, beide von der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus in einer gemeinsamen Erklärung. Die Linke hatte gegen den Antrag der Regierungskoalition gestimmt.

»Mit den Kommerzialisierungsplänen spielt sich die Senatsverwaltung ins Abseits«, erklärt Alexander Puell von der Bürgerinitiative Jahn-Sportpark gegenüber »nd«. Anstatt den »Fokus auf Sportflächen für Inklusions- und Breitensport zu setzen, wird auf Sonderflächen für Büros, Gastronomie und Fanshops gesetzt«. Der Jahn-Sportpark sei der falsche Ort für die jetzt geplanten Business- und Eventlocations.

Die Linksfraktion fordert, dass »der Zugang zu Sport und Bewegung für alle Menschen unabhängig von Einkommen, Herkunft oder körperlichen Fähigkeiten gewährleistet sein muss«. Die derzeitige Ausrichtung stehe dabei »im direkten Widerspruch zu unserem Verständnis von Breitensport als Gemeingut«. Jene Ressourcen, die für solch prestigeträchtige Großprojekte gebunden werden, fehlten letztlich für den Ausbau und die kostenfreie Zugänglichkeit von Sportstätten für alle Bürgerinnen und Bürger. »Wir brauchen keine Eliten-Sportzentren, sondern zugängliche, grüne und nachhaltige Räume für die tägliche Bewegung der Nachbarschaft«, erklärt Michael Efler.

»Wir brauchen keine Eliten-Sportzentren, sondern zugängliche, grüne und nachhaltige Räume für die tägliche Bewegung der Nachbarschaft.«

Michael Efler
Linke-Sprecher für Stadtentwicklung

Die Umsetzung der vorliegenden Planung würde aus Sicht der beiden Linke-Politiker »den offenen Parkcharakter des Jahn-Stadions massiv beeinträchtigen«. Aus Sicht der Bürgerinitiative ist die derzeitige »planungsrechtliche Festsetzung der drei Baukörper vollkommen überdimensioniert«. Die Höhe und Massivität der geplanten Neubauten zerstört nach Angaben der Bürgerinitiative die Wahrnehmung des innerstädtischen Sportparks als Grün- und Freiraum in der baulichen Dichte des Prenzlauer Bergs. Für solch eine übermäßige Verdichtung fehle es an einer städtebaulichen Begründung.

Mit der Umsetzung des neuen Bebauungsplans für die westliche Teilfläche des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks rechnet Aleksandra Kwasnik von der Bürgerinitiative mit einer »deutlichen nachteiligen Auswirkung auf das Mikroklima«. Aus ihrer Sicht wird hier »eine für das Stadtklima fatale Greenwashing-Mogelpackung serviert, in der Hoffnung, dass es keiner merkt«. Die Interessengemeinschaft fordert vom Berliner Senat zusätzliche Baumneupflanzungen anstelle der geplanten Rodung der vorhandenen Bäume, den Verzicht auf den Bau des Bürogebäudes sowie der maßstabssprengenden Riesenhalle.

Die überdimensionierten Pläne für den Sportpark führen aufgrund der geplanten Kapazitäten zu regelmäßigen Verkehrskollapsen in den umliegenden Wohngebieten. Das vom Berliner Senat vorgelegte Konzept zum Verkehr beruht laut der Bürgerinitiative auf realitätsfernen Annahmen, mit deren Hilfe die Leistungsfähigkeit der Verkehrsknoten gerade noch nachgewiesen werden könne. Der zusätzliche Veranstaltungsverkehr könne durch die vorhandene Verkehrsinfrastruktur nicht bewältigt werden. Für eine Anpassung der verkehrlichen Erschließung gebe es weder Konzepte noch Möglichkeiten.

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