Musks Meinungsmaschine

Wer sich allein auf Künstliche Intelligenz verlässt, ist bald verlassen, meint Wolfgang Hübner

Sarkastischer Kommentar nach dem Ausraster von Elon Musk.
Sarkastischer Kommentar nach dem Ausraster von Elon Musk.

Wer geglaubt hatte, dass die Künstliche Intelligenz den Menschen das Denken abnehmen könnte, war schon immer auf der falschen Spur. Mal abgesehen von der Frage, wer sich das Denken überhaupt abnehmen lassen will – Künstliche Intelligenz kann immer nur so klug sein, wie Menschen sie programmiert haben. Bisher jedenfalls und bis auf Weiteres. Wenn also die vom Elon-Musk-Imperium betriebene Plattform Grok merkwürdige Antworten ausspuckte, die Hitler verharmlosten oder sogar verherrlichten und antisemitische Passagen enthielten, dann lag dem Menschenwerk zugrunde.

Nun sehen Experten Indizien dafür, dass der Chatbot Grok bei der Formulierung von Antworten verstärkt und mit höherer Gewichtung auf frühere Äußerungen von Elon Musk auf seiner Plattform X (Twitter) zurückgegriffen hat. Nach dem Motto: Wenn es der Chef sagt, wird es wohl stimmen. Man erinnere sich zum Beispiel an Musks Wahlhilfe für die AfD, an seinen geschichtsrevisionistischen Plausch mit AfD-Chefin Alice Weidel oder an seinen Hitlergruß bei der Amtseinführung Donald Trumps.

Das sei nun behoben, heißt es, aber der Vorgang verweist auf die Gefahren, die entstehen, wenn ein nicht unerheblicher Teil der globalen Information und Meinungsbildung in den Händen weniger Multimilliardäre liegt. Künstliche Intelligenz wird sprunghaft weiterentwickelt werden – und sich vielleicht eines Tages auch selbst weiterentwickeln. Sie kann den Menschen vieles erleichtern, und sie kann die Industrie revolutionieren. Das eigene kritische Denken aber sollte deshalb niemand einstellen.

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