Angst vor Mikrowelle? Unberechtigt!

Die Haushaltsgeräte haben keinen guten Ruf – was ist an den Gerüchten dran?

  • Angela Stoll
  • Lesedauer: 4 Min.
Bange machen gilt nicht – Mikrowellen sind beherrschbar!
Bange machen gilt nicht – Mikrowellen sind beherrschbar!

Wie funktioniert eine Mikrowelle?

Die Geräte haben eine Vakuumröhre, die elektrische Energie in elektromagnetische Wellen umwandelt. Diese sogenannten Mikrowellen werden in den Innenraum des Geräts geleitet und verteilen sich dort, da sie mehrfach an den Wänden reflektiert werden. »Die Wellen durchdringen Gargut in geeigneten Gefäßen«, erklärt der Physiker Guido Link vom Karlsruher Institut für Technologie. Entscheidend für das Erhitzen sind die Wassermoleküle in den Lebensmitteln: Sie nehmen die Wellen auf und geraten dadurch in Bewegung, sodass Wärme entsteht. Daher erhitzen sich Gerichte mit einem hohen Wasseranteil besonders schnell.

Warum ist das Essen oft so ungleichmäßig stark erhitzt?

Das hat verschiedene Gründe. »Mikrowellen heizen Speisen nicht wie Backöfen von außen, sondern direkt im Inneren auf«, sagt Link. »Aufgrund der kalten Umgebung geht über die Oberfläche Wärme rasch wieder verloren.« Außerdem verteilen sich die Wellen im Gerät meist nicht gleichmäßig, sodass nicht alle Bereiche gleich gut erreicht werden. Es kommt hinzu, dass der Wasseranteil im Gericht unterschiedlich sein kann. Das macht sich besonders bemerkbar, wenn man zum Beispiel Nudeln mit Soße erwärmt. Um sich nicht den Mund zu verbrennen, sollte man die erhitzten Speisen immer umrühren. Insbesondere bei Babynahrung ist Vorsicht geboten.

Geht von den Geräten schädliche Strahlung aus?

»Bei technisch einwandfreien Geräten besteht keine gesundheitliche Gefahr«, so das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS). Gehäuse und Tür sind wie ein Faradayscher Käfig so abgeschirmt, dass kaum Strahlung nach außen dringen kann. Öffnet man das Gerät, schaltet es sich ab. In der Umgebung von Tür und Sichtblende kann es laut BfS dennoch zu einer geringen »Leckstrahlung« kommen. »Für ihre Stärke gelten Grenzwerte, die die Hersteller einhalten müssen«, sagt BfS-Sprecherin Anja Lutz.

Wird das Essen verstrahlt?

»Blödsinn«, sagt Link. Die elektromagnetischen Wellen, mit denen Mikrowellen arbeiten, sind mit zwölf Zentimetern vergleichsweise lang und haben wenig Energie. »Sie können keine chemischen Bindungen brechen.« Anders als UV- oder Röntgenstrahlung haben sie keine ionisierende Wirkung auf Stoffe. Lebensmittel werden lediglich dadurch erhitzt, dass Moleküle in Bewegung geraten.

Zerstört Erhitzen in der Mikrowelle Nährstoffe?

»Ja, aber nicht mehr als andere Erhitzungsmethoden«, sagt Daniela Krehl von der Verbraucherzentrale Bayern. »Wärme zerstört bestimmte hitzeempfindliche Vitamine, etwa Vitamin C oder B-Vitamine.« Das passiert beim Erwärmen in der Mikrowelle genauso wie beim Erhitzen im Backofen oder auf dem Herd. Die Mikrowelle hat sogar Vorteile: Da Speisen nur kurz erhitzt werden, kann die Zubereitung in solchen Geräten in manchen Fällen sogar nährstoffschonender sein.

Welche Lebensmittel dürfen nicht hinein?

Vor allem rohes Fleisch hat nichts in der Mikrowelle zu suchen. Da es nicht gleichmäßig erhitzt wird, können Keime wie Salmonellen überleben. Das gilt insbesondere für Geflügel. »Die Temperaturen müssen im Inneren des Garguts für mehrere Minuten mindestens 70 Grad erreichen. Nur so werden Krankheitserreger abgetötet«, heißt es bei der Verbraucherzentrale Bayern. Riskant ist außerdem, Öl oder Frittierfett im Gerät zu erhitzen: Es könnte sich entzünden. Auch Eier gehören nicht in den Miniofen, da sie platzen könnten – ebenso wie Esskastanien, Peperoni oder Trauben. Das ist zwar nicht brandgefährlich, aber ärgerlich.

Welches Geschirr ist geeignet?

Grundsätzlich geeignet sind laut Verbraucherzentrale Porzellan und Glas. Vorsicht geboten ist bei Geschirr mit Gold- oder Silberrand, da sich Funken bilden können und schlimmstenfalls Brandgefahr droht. Das Gleiche gilt für Metallgegenstände mit spitzen Ecken und Enden, etwa Gabeln: An den Kanten können starke elektrische Felder entstehen. Bei Kunststoffgefäßen sollte man darauf achten, ob sie mit einem Mikrowellen-Symbol (meist ein Symbol mit drei Wellen) versehen sind. Sonst kann es passieren, dass Kunststoffbestandteile in die Lebensmittel geraten.

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