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Der 1. FC Union startet gegen die Stresstester vom VfB Stuttgart
Die Berliner empfangen die Schwaben zum Bundesliga-Auftakt in der Alten Försterei
»Das Runde muss ins Eckige.« Wenn es so leicht wäre, wie Steffen Baumgart diese Worte über die Lippen kommen, dann könnte man sich beim 1. FC Union auf eine entspannte Saison in der Bundesliga freuen. Einen eher angespannten Eindruck machte der Trainer der Berliner, als er über das Auftaktspiel an diesem Sonnabend in der Alten Försterei gegen den VfB Stuttgart sprach. Das liegt vor allem daran, dass er die bekannte Fußball-Weisheit über das Toreschießen in der Vorbereitung auf die neue Spielzeit schon öfter bemühen musste – um zu erklären, was seinem Team schwerfällt.
Was nach Fußball aussieht
Egal, wie sie fallen, Tore sind immer »gut für das Selbstvertrauen«, hat Christopher Trimmel nach geglückter Generalprobe erklärt. Nach zuvor vier 0:1-Testspielniederlagen hatte Union in der ersten Runde des DFB-Pokals beim Viertligisten Gütersloh mit 5:0 gewonnen. Viel Hoffnung konnte dieser Sieg allem Anschein dann aber doch nicht in Köpenick verbreiten. Nüchtern, nahezu gequält klang letztlich die Analyse der Pokalpartie von Kapitän Trimmel: »Wir haben viele Inhalte sehr gut umgesetzt.« Die Erwartungen für das Spiel gegen die Stuttgarter versuchte Baumgart mit einer Mischung aus Understatement und Humor zu beschreiben. Er hoffe auf die eine oder andere Szene, die nach Fußball aussehe.
Die gehörten Worte und die bislang gesehenen fußballerischen Taten lassen vermuten, dass es für die Berliner genau da weitergeht, wo sie die letzten beiden Jahre verbracht haben – im Abstiegskampf. Die Zahlen dazu: Union stellte mit 33 beziehungsweise 35 Toren jeweils die drittschlechteste Offensive. Die Rettung gelang beide Male, in der Vorsaison mit Baumgart als Trainer. Dafür reichten ihm sechs Siege in 19 Spielen, in denen die Berliner 22 Tore schossen. Sechs seiner insgesamt neun Saisontreffer hatte Benedict Hollerbach in dieser Zeit erzielt. Nun spielt Unions bester Torschütze der Vorsaison beim FSV Mainz. Auf die Frage, wie er zu ersetzen ist, gab es bislang noch keine hinreichende Antwort.
Offensive Optionen
Drei, zwei oder nur ein Stürmer – Baumgart zählte in der Offensive mehrere taktische Optionen auf, die den Erfolg bringen könnten. Gesetzt ist derzeit Mittelstürmer Andrej Illic, der in der vergangenen Saison alle seine sieben Toren in der Rückrunde erzielt und damit erheblich zum Klassenerhalt beigetragen hatte. Hollerbachs Geschwindigkeit soll Neuzugang Oliver Burke jetzt auf den Platz bringen. Im letzten Test gegen Olympiakos Piräus gefiel der schnelle Schotte aber eher als Verbindungsspieler zwischen den Reihen, war ballsichere Anspielstation und kluger Passgeber. In Gütersloh bildete Neuzugang Ilyas Ansah mit Illic und Burke ein offensives Dreigespann, in dem keiner wirklich glänzen konnte.
Die offensive Schwäche erklärt Unions Trainer damit, dass »die Stürmer bei uns viel verteidigen müssen«. Vielleicht kamen Baumgart auch diese Worte etwas zu leicht über seine Lippen. Dass das jedenfalls kein Konzept sein kann, sollte er selber wissen. Immerhin: Die Defensive scheint mit dem neuen und immer besser werdenden Abwehrchef Leopold Querfeld schon wieder die nötige Stabilität gefunden zu haben. Und wenn sich Tom Rothe noch etwas mehr an seine neue Position als linker Innenverteidiger gewöhnt hat, könnte die Abwehr wieder zum Fels im Abstiegskampf werden. Gemessen an den Gegentoren lagen die Berliner in den vergangenen beiden Spielzeiten jeweils im Mittelfeld der Bundesliga.
Starke Standards
Ein erster intensiver Stresstest verspricht das Duell mit dem VfB Stuttgart zu werden. Als Zuschauer beim 1:2 im Supercup gegen den FC Bayern München habe Baumgart zwar nichts Neues gesehen, dafür aber »eine der besten Mannschaften, die wir in Deutschland haben«. Und wenn die Berliner Defensive den offensivstarken Schwaben standhalten sollte, dann hilft vorn vielleicht eine wiederentdeckte Qualität. »Die Standardstärke ist positiv«, hob Trimmel nach dem Pokalspiel mit einem Freistoßtor und zwei Treffern nach Eckbällen hervor – und lobte sich damit als zweifacher Vorlagengeber gleich selbst.
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