Gorleben: Energiepark statt Endlager

Gemeinden wollen Areal über Gorleben-Salzstock einer kommualen Stiftung übergeben

  • Hagen Jung
  • Lesedauer: 3 Min.
Gelände des ehemaligen Erkundungsbergwerks Gorleben
Gelände des ehemaligen Erkundungsbergwerks Gorleben

Seit November 2024 wird in Gorleben das Bergwerk zugeschüttet, das als mögliches Endlager für hochradioaktiven atomaren Müll erkundet werden sollte. Aus dem Areal der umstrittenen Anlage soll ein ökologischer Energiepark werden. Die Idee stammt von der Samtgemeinde Gartow, die den östlichen Teil des niedersächsischen Kreises Lüchow-Dannenberg umfasst und von der in ihr liegenden Gemeinde Gorleben. Im Mittelpunkt des Konzeptes für das im Wald liegende Gelände »stehen die Speicherung von grünem Wasserstoff, die Nutzung von Tiefengeothermie sowie der Aufbau eines regionalen Fernwärmenetzes – gespeist durch Windkraft und Photovoltaik«, so umreißen die beiden Kommunen ihre ersten Planungen. Verwirklichen wollen sie diese auf dem rund 660 Hektar großen Areal, über das nach Hoffnungen von Kernkraftbefürwortern hochradioaktiver Atommüll zum Schacht eines dann als Endlager dienenden Bergwerkes hätte rollen sollen. Doch das ist Geschichte.

Schon im Sommer 2023 hatten sich die beiden Gemeinden in einem gemeinsamen Papier darauf geeinigt, für das ehemalige Bergwerksgelände eine zukunftsorientierte Nutzung zu entwickeln. Unter anderem heißt das für eine künftige energetische Erschließung: Im Salzstock werden neue Kavernen geschaffen, in denen regenerativ erzeugter Wasserstoff gespeichert wird. Windkraftanlagen sollen in der Umgebung entstehen und auf dem ehemaligen Betriebsgelände könnte Freiflächen-Photovoltaik installiert werden.

Jahrzehntelang war das Bergwerk Ziel unzähliger Menschen gewesen, die gegen atomare Vorhaben demonstrierten. Im September 2021 kam vom Bundesumweltministerium das Aus für die Weitererkundung in Gorleben, das auch vielen Experten als ungeeignet für die Einlagerung radioaktiven Mülls erschien. Unter anderem, so die Fachleute, gebe es kein ausreichend starkes unterirdisches Deckgebirge, das den Salzstock dauerhaft von Wasserzuflüssen abschirmt. Auch sei Instabilität festgestellt worden. Ende 2024 teilte die Bundesgesellschaft für Endlagerung schließlich mit, das Bergwerk werde voraussichtlich bis Ende 2027 verfüllt sein, der komplette Rückbau der Anlagen sei 2031 zu erwarten.

Das Gelände, das nun nach ökologischen Aspekten gestaltet werden soll, hatte die Deutsche Gesellschaft für Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen Ende der 1970er Jahre gekauft, und zwar für ein sogenanntes Nukleares Entsorgungszentrum. Dieses Projekt, das neben dem Endlager auch eine Wiederaufarbeitungsanlage für verbrauchte Kernbrennstäbe vorsah, stieß auf Ablehnung sowohl auf der kommunalen Ebene als auch auf Widerstand in der Bevölkerung. Weil es laut Landesregierung »politisch nicht durchsetzbar« war, wurde es verworfen. Doch die Erkundung des Salzstocks Gorleben auf seine Tauglichkeit als Endlager begann 1979.

Die DWK, nach wie vor Eigentümerin des Areals, habe an diesem kein wirtschaftliches Interesse mehr, war zu erfahren. Mit jener Gesellschaft sind die Gemeinden, die den Energiepark planen, im Gespräch. Womöglich könnte das Gelände den Status einer kommunalen Stiftung bekommen. Eine solche könne auch dazu beitragen, »dass es keinen Ausverkauf« der Flächen an Investoren gebe, zitiert die »Elbe-Jeetzel-Zeitung« Gartows Samtgemeindebürgermeister Christian Järnecke (CDU). Er kommentiert die Absicht, dem einstigen Demo-Ziel einen neuen, ganz anderen Charakter zu geben: »Wir sind ganz am Anfang mit den Planungen, aber wir wollen nicht, dass das Betriebsgelände mit den Gebäuden in Gorleben einfach wieder zuwächst.«

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