Paul Nebel: Bereit für die Nationalmannschaft

Wie sich der Mainzer Kicker ins Team von Julian Nagelsmann gespielt hat

  • Johann Caspar Nilius
  • Lesedauer: 5 Min.
Von der U21 in die A-Nationalelf: Paul Nebel will hoch hinaus.
Von der U21 in die A-Nationalelf: Paul Nebel will hoch hinaus.

»Ich habe mich mal zurückerinnert: Als kleiner Junge habe ich immer davon geträumt«, erzählte Paul Nebel in einem Interview auf der Website seines Vereins, des FSV Mainz 05. Dieser Traum könnte sich nun erfüllen – und der 22-Jährige sein Debüt in der deutschen Fußballnationalmannschaft feiern. Julian Nagelsmann hat ihn für die anstehenden Länderspiele in der WM-Qualifikation am Donnerstagabend in Bratislava gegen die Slowakei und drei Tage später in Köln gegen Nordirland erstmals nominiert. »Er schlägt super Flanken, hat einen guten Torabschluss und ist sehr gallig. Ich schätze an ihm seine gewisse Unbekümmertheit und die Qualitäten im Eins-gegen-eins«, nannte der Bundestrainer einige gute Gründe.

Das beste Beispiel dafür? Das Finale der U21-EM Ende Juni ausgerechnet in Bratislava. Deutschland verlor gegen England knapp mit 2:3 nach Verlängerung. Nebel aber setzte sich auf der linken Offensivseite immer wieder durch, erkämpfte viele Bälle und hielt das DFB-Team mit einem Treffer und einer Vorlage für seinen Mainzer Kollegen Nelson Weiper lange im Spiel. Dabei überschattete er sogar Nick Woltemade, den eigentlichen Star des Teams, der vor wenigen Tagen für 90 Millionen Euro vom VfB Stuttgart zu Newcastle United gewechselt ist. So stellte auch Nagelsmann fest: »Paul war einer der auffälligsten Offensivspieler bei der U21-EM.«

Am Rhein groß geworden

Trotzdem bleibt der gebürtige Bad Nauheimer seinem Verein erst einmal erhalten. »Ich denke, er muss ein Jahr noch in Mainz spielen und dann können wir ihn für 80 Millionen Euro verkaufen. Das ist okay«, scherzte Trainer Bo Henriksen über die Zukunft des Mittelfeldspielers. Schon 2016 kam Nebel als 13-Jähriger in den Verein, durchlief die Jugendteams und erarbeitete sich 2024 einen Stammplatz in der ersten Elf. Vorher war er für zwei Jahre an den Karlsruher SC verliehen worden, wo er viel Spielzeit in der zweiten Liga sammeln und sich Schritt für Schritt weiterentwickeln konnte. Bei seiner Rückkehr an den Mittelrhein war er dann bereit für die Bundesliga.

In der vergangenen Spielzeit trug er entscheidend zum Erfolg der Mainzer Mannschaft bei, schoss zehn Tore und legte sieben Treffer vor. Auch seinetwegen schaffte der Klub es auf den siebten Platz der Abschlusstabelle, gleichbedeutend mit einem Platz in der Vorrunde der Conference League. In den Playoffs setzte sich Mainz dann am vergangenen Donnerstag mit 4:1 gegen Rosenborg Trondheim durch und drehte damit das 1:2 aus dem Hinspiel – auch weil Nebel vorne immer wieder für Gefahr sorgte. Damit steht fest, dass Mainz in der Liga-Phase antreten wird und mindestens bis zum Ende des Jahres internationalen Fußball spielen darf.

Nebel will sich in Mainz weiter entwickeln

Paul Nebel ist bereits Stammspieler bei einem Bundesligaverein im europäischen Wettbewerb und spielt nun in der Nationalmannschaft – geht da überhaupt noch mehr? Nebel selbst sieht sich jedenfalls noch nicht am Ende seiner Entwicklung angelangt. »Ich glaube schon, dass ich noch Potenzial habe, mich zu verbessern und die nächsten Schritte zu machen«, sagte er vor dem Start in die neue Bundesligasaison – der allerdings ganz und gar nicht rosig verlief: Gleich im ersten Spiel sah Nebel in der 60. Minute die rote Karte für ein Foul, das Schiedsrichter Tobias Stieler berechtigt als Notbremse wertete. Mainz verlor das Spiel gegen den 1. FC Köln durch ein spätes Gegentor von Marius Bülter. Auch im zweiten Ligaspiel kam Mainz, ohne den gesperrten Nebel, nicht über ein Unentschieden gegen den VFL Wolfsburg hinaus.

Mit seiner Anreise zum deutschen Team trifft der Debütant im Übrigen eine wichtige Entscheidung: Denn er dürfte eigentlich auch für die Nationalmannschaft Irlands auflaufen – seine Großmutter stammt von der Smaragdinsel. Kommt Nebel in den Partien gegen die Slowakei oder Nordirland zum Einsatz, bindet er sich endgültig an Deutschland. Wo er hoffen wird, ähnlich Einfluss auf das Spiel nehmen zu können wie im Dress der Mainzer. Damit wäre sicherlich auch der Bundestrainer zufrieden.

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