A100 in Berlin nach Eröffnung: Prognostizierte Staus

Der neue Abschnitt der A100 kann dank Staus im Stehen bewundert werden

  • Hannah Blumberg
  • Lesedauer: 3 Min.
Dichter Verkehr auf der Verlängerung der Stadtautobahn A100 vor Treptow
Dichter Verkehr auf der Verlängerung der Stadtautobahn A100 vor Treptow

»Dass der neue Abschnitt schon am zweiten Tag wegen Überlastung gesperrt werden musste, ist der deutlichste Beweis dafür, wie berechtigt unsere Warnungen waren«, sagt Claudia Leistner (Grüne). Die Bezirksstadträtin von Treptow-Köpenick prognostizierte bereits vor der Eröffnung des 16. A100-Abschnitts am 27. August eine übermäßige Belastung, besonders der angrenzenden Kieze. Die bisherige Bilanz zur Autobahnverlängerung zwischen Grenzallee und Treptower Park bestätigt diese Einschätzung.

Bereits einen Tag nach der Freigabe sei es zu wiederholten Staus gekommen, am Freitag sogar zu einer Kurzzeitsperrung der A100, so Leistner. Zum Wochenstart berichtet der »Tagesspiegel« erneut von stehendem Verkehr auf der Strecke zwischen Autobahnabfahrt und Elsenbrücke. Mit bis zu 90 Minuten Verspätung musste laut Verkehrsinformationszentrale rechnen, wer Montagnachmittag den neuen Autobahnabschnitt in Richtung Treptow nutzte. »Es ist zu erwarten, dass sich die ohnehin angespannte Lage nach den Sommerferien noch einmal deutlich verschlechtern wird«, so Leistner.

»Die Staus sind kein Zufall, sondern das Ergebnis einer verfehlten Verkehrspolitik, die auf Ausbau der A100 statt auf Nachhaltigkeit setzt«, sagt Tobias Trommer, Sprecher des »Bündnisses A100 stoppen«. Bereits während des Baus kritisierten Aktionsbündnisse, Expert*innen und Bezirkspolitiker*innen die Erweiterung. »Einen Highway in die Klimahölle«, nennt Gabi Jung, Geschäftsführerin des Umweltverbands BUND Berlin, den 16. Bauabschnitt.

Nicht nur als verkehrs- und klimapolitischer Rückschritt steht die Eröffnung in der Kritik. »Während die Elsenbrücke noch immer nicht vollständig saniert ist und ein schlüssiges Verkehrskonzept fehlt, wird hier ein verkehrspolitischer Irrweg im kleinen Kreis eingeweiht«, sagt Claudia Leistner. Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) forderte daher, den neuen Autobahnabschnitt an die Teilöffnung der Brücke im Frühjahr 2026 zu koppeln. Zu der verfrühten Eröffnung sagt Leistner: »Der Senat ignoriert hier nicht nur den ausdrücklichen Beschluss unserer BVV, sondern auch die verkehrstechnische Realität vor Ort.«

Um Sperrungen und Staus sowohl auf der Autobahn als auch den Zufahrten und Brücken zu vermeiden, lenken Navigationssysteme durch die angrenzenden Wohngebiete. Bisher sorgt die A100 also nicht für die versprochene Entlastung der Kieze. Leistner fordert den Senat auf, eine Sperrung des 16. Bauabschnitts bis zur Fertigstellung der Elsenbrücke zu prüfen, »um weitere Verkehrsbeeinträchtigungen und Schäden abzuwehren und die Menschen vor Ort vor Verkehrschaos, Immissionen und Lärm zu schützen.«

Die anhaltende Überlastung des Verkehrsnetzwerks lässt allgemeine Forderungen nach einer Sperrung der Strecke und Alternativnutzungen, etwas als Fahrradschnellstraße, lauter werden. »A100 stoppen« schlägt eine »Umwidmung des 16. Bauabschnitts zu einer innerstädtischen Straße mit Tempo 50« vor und weist auf die Stärkung der Ringbahn als Alternative zum Individualverkehr hin. Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) befürwortet stattdessen den ebenso kontroversen 17. Streckenabschnitt durch Friedrichshain. Mehrere Demonstationen sind für eine andere Stadtplanung und eine Entlastung des Bezirks geplant, so am Montagabend eine Fahrraddemo um 17:30 Uhr und am Freitagabend eine Demonstration an der Kreuzung Elsenstrasse und Am Treptower Park.

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